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Wohntrend 2013: Selbstentfaltung nebst grüner Oase. Möbeltrend 2013: Harmonische Möbel und filigrane Muster



09.01.2013

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Ursula Geismann, Trend- und Designexpertin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, erklärt anlässlich der Pressekonferenz zur imm cologne, am 9. Januar 2013:

Gutes Wohnen ist den Menschen wichtig. Die Anzahl der Baugenehmigungen steigt weiter, die Eigenheimquote steigt leicht. Die Wohnfläche pro Kopf liegt in Deutsch-land bei nie da gewesenen 43 m². Die Anzahl der Haushalte nimmt zu und liegt trotz Bevölkerungsrückgang inzwischen bei 40,4 Millionen Haushalten, davon 16,2 Millionen Single-Haushalte. Die Wohnungen sind so gut ausgestattet wie nie zuvor, alle haben ausnahmslos Küche und Bad. Das war vor allem was Bad und WC betrifft noch vor 20 Jahren nicht üblich. Über 60 Prozent der Wohnungen verfügen heute über Balkon, Terrasse oder Garten. Das Thema wurde in früheren Studien nicht einmal gemessen. So leben die Deutschen heute in der Summe in 179 Millionen Räumen, die allesamt möbliert sein wollen.

Die Deutschen lieben das Wohnen. Das Leitbild Homing bleibt. Die Menschen sind gerne Zuhause, aber die verbindlichen Wohnleitbilder vom „guten Wohnen“ aus früheren Zeiten verlieren an Bedeutung. Heute wird differenzierter gewohnt. Die einen wollen ihrer Persönlichkeit durch Wohnen und Einrichten Ausdruck verleihen, die anderen bleiben bescheiden und begrenzen sich auf das wirklich notwendige Inventar. Wohnkonsum hängt mehr mit dem Stellenwert der eigenen Entfaltung im Wohnen zusammen als mit dem Geldbeutel. Die alten Funktionsbereiche verschmelzen miteinander und lösen sich zunehmend auf. Das Wohnzimmer – immer noch der beliebteste Raum in der Wohnung – wird zunehmend privater Rückzugsort. Mit Freunden bleibt man heute bis spät in die Nacht in der Küche sitzen.

Die Inlandsverfügbarkeit von Möbeln in Deutschland belegt, dass immer mehr im Ausland produzierte und eher preiswerte Möbel auf den Markt kommen und immer weniger hochpreisige deutsche Möbel den Weg in die Wohnungen der Deutschen finden. Gleichzeitig exportiert die deutsche Möbelindustrie mehr und mehr „Made in Germany“-Möbel, so dass ihr Produktionsvolumen insgesamt steigt. Das heißt, dass der deutsche Konsument heute so preiswerte Möbel kaufen kann, wie zu keiner früheren Zeit, und dies auch tut. 48 Pro-zent der in Deutschland verkauften Möbel kommen aktuell aus dem Ausland. Zum Vergleich: Die deutsche Bekleidungsindustrie hat eine ähnliche Entwicklung erlebt. Ein Kleid oder Anzug ist heute billiger als noch vor 10 Jahren, aber auch nicht mehr „Made in Germany“. Immer dann, wenn ausländische Produkte einen Markt zu dominieren beginnen, hinterfragen die Menschen übrigens mehr und mehr deren Herkunft. Im Lebensmittelbereich bei-spielsweise punkten die Hersteller heute schon mit „Produkten aus der Region“.

Die Pro-Kopf-Ausgaben für Möbel steigen weiter. Im Jahr 2012 hat jeder Deutsche durchschnittlich 383 € für Möbel ausgegeben. Inklusive Einrichtungsbedarf kommt man sogar auf 440 € im Durchschnitt. Ein Bestseller-Ranking für Möbel gibt es dabei nicht. Neue Möbel werden immer dann gekauft, wenn die alten Schmuckstücke kaputt sind oder die neuen Vorteile gegen-über den alten Möbeln bieten. Vorteile werden individuell höchst unterschiedlich gesehen. Für manche Konsumenten reicht eine neue Optik und Ästhetik, andere brauchen Innovationen, um wieder ins Portemonnaie zu greifen. Die Lebensdauer von Möbeln ist im statistischen Durchschnitt immer noch recht hoch. Aber auch hier differenziert der Konsument stark. Während ein Bett manchmal mehrere Jahrzehnte das gleiche bleibt, wird eine neue Wohnzimmereinrichtung schneller neu gekauft. Und wenn Sperrmüll abgeholt wird – in machen Regionen ist das noch üblich – stapeln sich abgewetzte Möbel, Matratzen und Möbelteile bergartig vor den Häusern. Immer dann müsste doch der Möbelhandel gute Umsatzzahlen schreiben.

Mit neuen Möbeln werden oft auch alte Muster überwunden. Ein schönes Beispiel ist der deutliche Verkaufsrückgang der klassischen Schrankwand. Er zeigt die gewünschte Flexibilität in der Raumgestaltung und ein neues „Staumraumverständnis“, weg von unübersichtlichen und übergroßen Schrankfächern hin zu intelligenten Funktionsmöbeln auch in anderen Räumen. Ein ebenso interessantes Beispiel ist die Abkehr von der ehemals so beliebten 1-2-3 Garnitur. Hier saßen die Herren des Hauses gerne im Einzel-Sessel, während sich der Rest der Familie das Sofa teilte. Heute punktet die moderne Wohnlandschaft oder das L-Form-Sofa mit dazugehörigem Pouf, und die traditionelle Sitzordnung wird aufgelöst. Sitzen nach Rangordnung ist out. Es geht um Bequemlichkeit und Komfort für alle.

Überhaupt soll modernes Wohnen viel Entlastung bringen. Sei es in der Küche mit exquisiter Technik, die die Haushaltsarbeit am liebsten vollautomatisch bewerkstelligen soll, sei es der Massagesessel für gestresste Rücken, mehr Funktionen im Sofa für alle erdenklichen Zwecke, mehr kluger Stauraum für bessere Ästhetik oder die barrierefreien Badmöbel nebst Dusche.

Eine herausragende Rolle wird beim künftigen Wohnen der “Raum unter freiem Himmel“ spielen, sei es Garten, Balkon oder Terrasse. Seit Jahren steigen die Ausgaben für die Lustgarten-Gestaltungen erkennbar an. Es profitieren nicht nur die Pflanzenlieferanten, sondern auch die Gartenmöbelhersteller. Das tiefe Bedürfnis nach Naturerfahrung lässt sich in der eigenen Umgebung schnell befrieden. Angefeuert wird der Trend durch rastlose Städter, die weltweit Dächer, Brachflächen, Balkone und Terrassen erobern und eigenes Gemüse und Kräuter anbauen. Design-Ideen für mehr Natur in der Wohnung werden die neue grüne Leidenschaft weiter füttern.

Im Gegentrend zum Naturbedürfnis steht weiterhin das digitale Informationsmedium Internet. Die Auswirkungen des informierten Käufers sind inzwischen auch im Möbelhandel spürbar. Nicht nur in Kommentaren auf Bewertungsplattformen werden Möbelhändler unter die Lupe genommen, sondern auch zunehmend für den eigentlichen Kaufprozess. „Beratungsklau“ wird das Phänomen genannt, wenn Möbelkäufer im echten Möbelhaus zur Probe sitzen, um das Polster später beim günstigsten Online-Anbieter per Mausklick zu beziehen. Noch ist der Vertriebsweg um die fünf Prozent – wenn denn in dieser Statistik richtig zählt – aber möglich ist, dass der klassische Möbelhandel dadurch in Zukunft viele Käufer verliert.

Etwas Selbstgestalten, Verändern, Umstellen geht im eigenen Zuhause am allerbes-ten. Dieses „pimpen“ wird uns auch in Zukunft begleiten. Baumärkte boomen, die Menschen legen gerne selbst Hand an und alle Fernsehsender bringen Einrichtungsberatung. Interessant ist auch die Interessengemeinschaft, die sich inzwischen im Internet formiert hat. Etwa beim Suchbegriff „Mein Zimmer“ kommen über 2 Millionen Einträge, mit Fotos und Kommentaren über die eigenen Wohnungseinrichtung. Etliche Webseiten und Blogs belegen den Trend, einmal gerne zu zeigen, was man hat, aber auch zu schauen, was die anderen so machen.

Im Vorfeld der 2013 hat der Verband der Deutschen Möbelindustrie wie auch in den vergangenen Jahren eine Trendbefragung bei den Ausstellern durchgeführt. Im Folgenden werden nun die wichtigsten Trends und Tendenzen im Möbel- und Einrichtungsangebot der neuen Saison 2013 beschrieben.

Die Menschen lassen sich im Möbelhaus nicht von der Optik eines Möbels blenden. Heute erwartet der Käufer auch bei preiswerten Produkten eine gute Qualität, genau wie er sie bei teuren nicht immer unterstellt. Gute Qualität bei Möbeln zeichnet sich durch gutes Design, gute Materialien und gute Verarbeitung aus. Die Kombination muss stimmen.

Ein Megatrend, der weiter Einzug in die Wohnwelt hält, ist das große Thema Natur. Die grüne Leidenschaft findet ihren Niederschlag sowohl in Dekorationen und Accessoires, als auch in der Auswahl des Materials von Möbeln. Die Hersteller setzten aufgrund dieser starken Nachfrage ganz klar auf die damit verbundenen Gefühle. Natürlich, naturbelassen, authentisch, ehrlich, das sind die Schlagworte der Zeit. Unikate aus der Natur sind übrigens immer einzigartig und individuell. Kein Eichentisch ist genauso wie ein anderer. Man hat etwas einmaliges und besonderes, verbunden mit einer echten Wuchsgeschichte und kein synthetisches Industrieprodukt aus Massenfertigung. Die Zunahme an natürlichen Materialien zeigt sich bei Echtholzmöbeln, bei furnierten Möbeln, bei Leder, Wollfilz und Tierfell als Bezugsstoff. Glas wird gegenüber Kunststoff als Frontscheibe bevorzugt und obendrein ist die sehr natürliche sägerauhe oder rough-cut-Oberfläche immer in matt beim echten Holzmöbel auch noch angesagt.

Das große Thema Vintage-Möbel oder Used-Look-Möbel, passt nur scheinbar in diesen Trend. Solche Möbel und Materialien sind meist nicht gebraucht. Sie werden vor allem in Asien industriell und mit viel billigen Arbeitskräften auf alt getrimmt. Oft sind sie nicht mal aus Holz, sondern weisen nur eine Altholz-Optik auf. Der Second-Hand-Charme beim Shabby-Chic ist vorgetäuscht.

Polstermöbel sind kleiner als in früheren Jahren. Sie sind in der Regel freistehend im Raum und daher von hinten genauso schön wie von vorne. Auch die Funktionen bleiben: Umklappen und den ursprünglichen Zweck verändern macht den Menschen Spaß und macht auch Sinn. Die Formensprache ist gefälliger. Topaktuell sind abgerundete, weiche Ecken und Kanten. Polstermöbel wirken dadurch harmonisch und einladend.

Im Bettenbereich sind sogenannte Polsterbetten, bekannter unter dem US-Markenzeichen „Boxspring-Bett“, verstärkt auf den Markt. Von Vorteil ist die Einstiegshöhe der doppelten Matratzen. Die den Menschen aus klimatisierten Hotels bekannten, weich-bequemen Betten brau-chen auch Zuhause gute durchlüftete Räume.

Wohnwände sind Standard geworden. Individuell zusammenstellbare Highboards, Lowboards oder Vitrinen bieten das Richtige für jeden Stauraumbedarf und Geschmack. Wenn sich der Bedarf ändert, baut man einfach um, oder kauft dazu. Der Flachbildschirm findet traditionell hier seine Heimat. Wohnwände sind nicht tief, so dass ein großzügiges Raumgefühl entsteht.

Farben wirken Wunder. Ob bewusst wahrgenommen oder unbewusst gespürt, Farben umgeben uns ständig. Der Wunsch nach knalligen Farbtönen hat seinen Höhepunkt noch nicht erreicht. So werden in der kommenden Saison starke Unis erwartet. Blau, die Lieblingsfarbe der meisten Menschen, ist der selbstbewusste Newcomer der Saison. Jeder Mensch kann Gefühle und Eigenschaften mit Farben verbinden, daher wird das aktuelle Möbelangebot von einer farblichen Vielfalt geprägt. Helle Farben wirken für die Menschen munter und elegant, mitteltönige Farben lebhaft und optimistisch und dunkle Farben seriös und eher konservativ.

Die Farbe Weiß bei Möbeln wird bleiben, ist aber auf dem Rückzug. Bei vielen Möbeln, auch im Küchenbereich wird Weiß durch Grau abgelöst. Von den unzähligen Grautönen, die ein aktuelles Farblexikon unterscheidet, sind es vor allem die mit Schwarz gemischten kühlen Grautöne, die die Möbelwelt bezwingen.

Mit feinen Streifen, Zacken, floral, abstrakt oder geometrisch kommen Muster in die Polsterbezugsstoffe. Die zu beobachteten Ornamentemuster nehmen zu und erinnern an die Gemälde von Gustav Klimt. Bei allen Stoffen spielt eine angenehme Haptik die herausragende Rolle. Es wird gefühlt, gestreichelt und sich angeschmiegt. Das Berührte muss sich gut anfühlen, sonst hat es keine Chance.

Eiche, mit all ihren Varianten, wohin das Auge blickt. Das gute deutsche Holz sehen wir als Tisch, Bett, Schrank und Fußboden. Die Sorten nennt man heute kennerhaft Asteiche, Mooreiche, Roteiche, Räuchereiche, Kerneiche usw. Eiche gilt unter den Laubhölzern als eines der wertigsten und beliebtesten Hölzer. Der Nussbaum behält seine Stellung. Er wirkt stets elegant. Insgesamt wird die Verwendung heimischen Holzes den Käufern wichtiger. Die Kombination mit Lack und echtem Holz, sei es massiv oder als Furnier ist bei Kastenmöbeln sehr beliebt. Sie machen aus jedem Möbel ein individuelles Einzelstück.

Die LED-Lichttechnik hat endlich Marktreife erzielt. Wer LED-Technologie nicht direkt für das Möbel mitbestellen kann, holt sich die kleinen Leuchtwunder im Fachhandel. LED-Lichtquellen leuchten gezielt Arbeitsbereiche aus und können dank der Farbwechsler die Wohnatmosphäre günstig beeinflussen. Das alles noch ohne viel Stromverbrauch.

Die sogenannte Demokratisierung von Design ist in allen Bereichen ablesbar. Teure wie preiswerte Möbel müssen ästhetische Standards erfüllen, müssen eine ordentliche Formensprache nachweisen und die durch den Preis versprochene Qualität einhalten. Deutsche Hersteller müssen in Zukunft mehr und mehr mit Mehrwert punkten. Dieser Mehrwert kann sowohl spezifisches Design und Innovationen betreffen als auch eine weltweite Lieferzuverlässigkeit.

Das europäische Möbelprofil muss sein hohes Niveau gegenüber den Mitbewerbern aus Asien beibehalten. Nur so bleibt die europäische Möbelindustrie in der globalen Welt zukunftsfähig.

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Ursula Geismann
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