Fassadensanierung bei laufendem Betrieb: Alt-68er auf dem neuesten Stand
29.10.2012Frankfurt. Das Düsseldorfer Hans-Böckler-Haus entstand in einer Zeit, als die Studentenunruhen zu weitreichenden gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland führten. Ähnlich revolutionär ging es damals auch beim deutschen Objektbau zu, der ab Mitte der 1960er Jahre auf möglichst moderne und funktionale Formen setzte. „Das Hans-Böckler-Haus ist mit seinem Baujahr 1968 ein Kind dieser Zeit. Allerdings wurde es im Laufe der Jahre nicht jünger und entsprach nach Jahrzehnten der Nutzung nicht mehr den geltenden Anforderungen an Energieeffizienz und gutes Arbeitsklima“, erklärt der Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade (VFF), Ulrich Tschorn.
Rund 250 Menschen arbeiten Tag für Tag in dem mittlerweile modernisierten Objekt, in dem sie in den vergangenen Jahrzehnten mit im Winter aufgedrehten Heizkörpern, mit großer Hitze im Sommer und mit ganzjähriger Zugluft in Fensternähe leben mussten. Das hat sich jetzt dank einer umfassenden Fassadensanierung erledigt. „Heute bieten die Arbeitsplätze in dem Gebäude allen Mitarbeitern ganzjährig optimale Bedingungen“, so Tschorn. Das bedeutet mehr Licht, Luft und durchgehend angenehme Temperaturen auch in der Nähe der Fassadenelemente.
Fassade bei laufendem Betrieb modernisiert
Wichtigstes Kriterium des Projektes: Der Arbeitsablauf sollte nicht gestört oder gar unterbrochen werden. Das ist bei den üblicherweise eingesetzten Modernisierungsvarianten nicht möglich. „Normalerweise werden die Stützen, Riegel und Brüstungen der Fassade gedämmt und verkleidet und die alten Fensterelemente durch neue mit hocheffizienten Wärmedämmverglasungen ausgetauscht. Das braucht allerdings Zeit und reduziert die Nutzbarkeit der Innenräume über längere Perioden“, erklärt Tschorn. Anders das Vorgehen in Düsseldorf: Hier blieben die alten Fassadenelemente zunächst bestehen, bis neue Module über ein äußeres Tragwerk aufgesetzt worden waren. „Bei dieser Methode bleiben die alten Fensterelemente in den Wänden und werden erst nach Fertigstellung der Modernisierungsfassade demontiert. Das spart Zeit und dank des weiterlaufenden Geschäftsbetriebes auch Geld“, so Tschorn. In die Tragstruktur des Gebäudes wurde nur geringfügig eingegriffen – so mussten die Fertigteil-Brüstungen beispielsweise zusätzlich verankert werden. Im Innenbereich wurden lediglich der Brüstungs- und Deckenanschluss sowie die Trennwand ergänzt und der elektrische Anschluss für den neuen Sonnenschutz nach außen geführt. Mit diesen Maßnahmen und der Durchführung lärmintensiver Arbeiten außerhalb der Kern-Bürozeiten konnte die Nutzbarkeit der Büros bis auf jeweils zwei Tage pro Abschnitt komplett erhalten werden.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen
Die Modernisierung hat viel bewirkt: So konnte der Uw-Wert von schlechten 3,0 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/m2K) auf zeitgemäße 1,6 W/m2K reduziert werden – auch dank der mit einer 140 Millimeter starken Dämmung versehenen Brüstung. Auch für den sommerlichen Wärmeschutz ist jetzt gesorgt. So liegt der Sonnenenergieeintrag, also der g-Wert, bei ca. 70 Prozent. Wird es zu warm in den Räumen, sorgen moderne Raffstores an der Süd- und Nordseite des Gebäudes für eine Reduzierung des Sonnenenergieeintrags auf rund 30 Prozent. „Dank eines optimierten Sonnen- und Blendschutzes sind die Arbeitsplätze außerdem nahezu blendfrei, der Schalldämmwert wurde von 28 auf 38 Dezibel erhöht und es gibt keinen Durchzug mehr im Raum – außer die einfach bedienbare manuelle Be- und Entlüftung wird genutzt“, fügt Tschorn hinzu. „Bestehen blieb dank der geringfügigen Eingriffe der Charakter des Gebäudes: Jetzt ist es sozusagen ein moderner Alt-68er.“ VFF/DS
Bild 1: Das Hans-Böckler-Haus vor der Modernisierung. Foto: VFF/Anders Metallbau
Bild 2: Modern und zeitgemäß: Das Objekt heute. Foto: VFF/Anders Metallbau
Weitere Informationen:
Wissenswertes über Fenster + Fassade unter www.window.de