Die Deutschen investieren wieder mehr in ihre Küche
07.05.2012AMK-Pressekonferenz
Köln, 7. Mai 2012, Koelnmesse
Frank Hüther
Geschäftsführer der
Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK), Mannheim (es gilt das gesprochene Wort)
Sehr geehrte Damen und Herren,
die individuell geplante Küche hat in rund 60 Jahren Geschichte der Einbauküche fast kontinuierlich an Stellenwert gewonnen. Die Deutschen lieben ihre Küche, sie ist oft das Herz und der Mittelpunkt von Haus und Wohnung, der Ort an dem Kommunikation, Genuss und das häusliche Leben stattfinden. Dies gilt für Familien, für die WG, für den Paarhaushalt und auch bei Singles.
Deutschland ist Sitz der leistungsstärksten Küchenindustrie weltweit. Deutsche Küchen stehen für einen europäischen Koch- und Lebensstil und sind in der Welt begehrt. Dabei geht es längst nicht mehr nur um den wichtigen Aspekt der Produktqualität. Auch geht es nicht mehr primär um die smarte Produktion und ausgefeilte Logistik. Nein, auch in Punkto Design setzen deutsche Küchenhersteller seit Jahren Maßstäbe.
Zur Statistik: Akteure, Absender und Struktur
Bereits im dritten Jahr informiert die Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK) heute über Eckdaten der deutschen Küchenindustrie.
Die AMK ist der Verband der gesamten Küchenbranche, umfasst also Küchenindustrie und Küchenhandel. Sie wird getragen von mehr als 120 namhaften Unternehmen. Alle diese Unternehmen sind Hersteller von Küchenmöbeln, Einbaugeräten, Spülen und Zubehör, ferner die führenden Handelskooperationen für Küchen sowie Dienstleister der Küchenbranche.
Die Wirtschaftsdaten, die wir heute veröffentlichen, beziehen sich ausschließlich auf die Küchenindustrie. Die im Folgenden genannten Umsätze sind Industrieumsätze zu Herstellerabgabepreisen vor Boni und Skonti.
Wie auch in den Vorjahren haben wir die Erhebung gemeinsam mit unseren Partnerverbänden VdDK (Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie, Herford) und dem Fachverband Elektro-Haushalt-Großgeräte im ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., Frankfurt) durchgeführt. Ich bedanke mich ausdrücklich bei diesen Verbänden für die sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit. Aktiv mitgewirkt hat ebenso wieder die GfK, Nürnberg, deren anerkannt hohe Methodenkompetenz erneut sehr hilfreich war.
Die Struktur der Datenerhebung, der Datenplausibilisierung und -komplettierung haben wir nun bereits zum dritten Mal unverändert zugrunde gelegt. Dadurch werden Trends klar erkennbar, und die volkswirtschaftliche Relevanz der Küche wird deutlich. Wir können die deutsche Küchenindustrie jetzt qualitativ wie quantitativ valide beschreiben.
Keine Krise in der Küche
Nachdem die Umsätze der Küchenindustrie von 2008 auf 2009 um 4,2 % gesunken waren – dies bei einem regelrechten Einbruch von -11,4 % im Export – hat sich die Küchenindustrie schneller erholt, als zu erwarten war.
Die Zahlen im Einzelnen:
Die deutsche Küchenindustrie erwirtschaftete im Jahr 2011 einen Gesamtumsatz in Höhe von 9,66 Mrd. Euro. Dies entspricht einer Steigerung von 0,57 Mrd. Euro oder 6,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Im Zweijahresvergleich haben die Hersteller von Küchenmöbeln, Elektro-/Einbaugeräten, Spülen und Zubehör in Summe um mehr als 11 % an Umsatz zugelegt.
Unverändert sind 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der deutschen Küchenindustrie beschäftigt, die Tendenz ist leicht steigend.
Die massiv gestiegenen Materialkosten – sowohl bei Holz als auch bei Metall – haben allerdings verhindert, dass sich auch die Ergebnisse der Unternehmen entsprechend erfreulich entwickeln konnten. Die zum Teil sehr preisaggressive Vermarktung gerade im Einstiegsbereich stellt ebenfalls eine Belastung für die Hersteller dar. Gleichwohl ist das Umsatzwachstum ein klarer Indikator dafür, dass individuell geplante, wertige Küchen ein begehrtes Gut sind – offensichtlich gerade auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
Inland
Als eine tragende Säule hat sich der Inlandsmarkt erwiesen. Hier konnte die deutsche Küchenindustrie ihren Umsatz im Jahr 2011 um 6,5 % auf 5,65 Mrd. Euro steigern (Vorjahr: 5,3 Mrd. Euro). Das Inlandsgeschäft war und ist geprägt durch eine positive Konsumneigung auf hohem Niveau.
„Return on Invest“ beim Küchenkauf
Wenn die Menschen sich vor Inflation und einer Entwertung ihrer Ersparnisse fürchten, ist der Wunsch nach einer werthaltigen Sachanlage naturgemäß groß. Natürlich können wir bei einer Kücheninvestition nicht wirklich über monetäre Renditen und Profits sprechen. Hier geht es vielmehr um eine Investition in innovative Technologien, in modernes Design, Ergonomie und Ökologie bei sich zu Hause. Der Return on Invest kommt in Form von Komfort, Wohlbefinden und Lebensfreude. Wir sind uns sicher, dass dies einen Teil des Wachstums unserer Branche erklärt.
Die Küche wird in Deutschland als begehrenswertes Lifestyleprodukt gesehen, sie hat vor allem in den mittleren und höheren Preissegmenten den Rang eines Statussymbols erreicht. Der Kauf einer neuen Küche erfolgt heute „demonstrativ“ und ist beliebtes Thema in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis und am Arbeitsplatz.
Export
Mit einem Export-Umsatzvolumen von 4,01 Mrd. Euro konnte in 2011 an das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2008 aufgeschlossen werden. Im Vergleich zum Jahr 2010 sind die Exporte im Jahr 2011 um 230 Millionen Euro, mithin um 6 %, gewachsen.
Die Gewichte haben sich allerdings verlagert. Die Finanz- und Eurokrise hat wichtige Auslandsmärkte, wie etwa Spanien, Italien, Griechenland und Portugal deutlich geschwächt. Eine Erholung setzt hier nur sehr, sehr langsam ein, zum Teil scheint die Talsohle noch gar nicht erreicht. Auch in den Beneluxstaaten – dort vor allem in den Niederlanden – sowie in Großbritannien lahmt der Küchenmarkt.
Die Nachfrage in Osteuropa entwickelt sich nach unserer Einschätzung mittel- und langfristig positiv. Innerhalb Westeuropas ist die Entwicklung in Österreich und der Schweiz besonders erfreulich.
China hat sich für eine Reihe von AMK-Mitglieds-unternehmen zu einem besonders wichtigen Auslandsmarkt entwickelt und gewinnt weiterhin stark an Bedeutung. Nach unseren Schätzungen ist der chinesische Markt für Einbauküchen etwa drei Mal so groß wie der der Europäischen Union.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die AMK seit knapp zwei Jahren intensiv mit dem chinesischen Markt. Wir suchen den Dialog mit chinesischen Küchen- und Möbelverbänden, zum Beispiel zu den Themen Normung und Standardisierung von Einbaumaßen, betreiben Markt- und Trendbeobachtung und forcieren die Absatzförderung individuell geplanter und hochwertiger Einbauküchen im Reich der Mitte. Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch die Entwicklung moderner Küchenplanungssysteme für den chinesischen Markt, ist dies doch eine Voraussetzung für die Etablierung signifikanter Retailstrukturen. Die Produkte der deutschen Küchenindustrie verbinden geradezu perfekt europäischen Lebensstil mit dem Label „Made in Germany“. Diese Kombination kommt bei der wachsenden Mittelschicht in China an.
LivingKitchen auf dem Weg zur Leitmesse
Nach Einschätzung unserer Mitgliedsunternehmen sind auch von der Messe LivingKitchen, die im Januar 2011 erstmals und parallel zur immCologne an den Start gegangen ist, deutliche Impulse für die Branche ausgegangen. Wohl nie zuvor fand soviel Küche in den Medien statt. Die gelungene Premiere der LivingKitchen bestätigt den Bedarf für eine internationale Leitmesse für Küchen am Standort Deutschland.
Als Branchenverband unterstützen wir die LivingKitchen, die im Januar 2013 zum zweiten Mal stattfinden wird, nach Kräften. Die LivingKitchen hat das Potential, sich zu einer, vielleicht sogar zu der internationalen Leitmesse für Küchen zu entwickeln. Der Standort Deutschland mit seiner innovativen und starken Küchenindustrie ist dafür ebenso prädestiniert, wie es Köln als Veranstaltungsort ist. Die Küchen und die immCologne als international etablierte Leitmesse für Wohnen und Einrichten – das ergänzt sich perfekt. Wir arbeiten daher eng mit der Koelnmesse zusammen und freuen uns besonders auch auf die Aussteller und Besucher aus dem Ausland, die die LivingKitchen im nächsten Jahr besuchen werden.
Ausblick
Die positive Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt lässt weitere Impulse für die private Nachfrage erwarten, gleiches gilt angesichts der anziehenden Baukonjunktur. Energieeffiziente Hausgeräte werden vor allem im Inland stark nachgefragt. Produktinnovationen bei Möbeln und Geräten, wie etwa die noch jüngeren Technologien Induktionskochfeld, Dampfgarer oder auch Kombigeräte stimulieren den Markt.
Die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist abhängig von der Entwicklung des Euros, von der langfristigen Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Entwicklung der Rohstoffpreise. Auch der Ausgang der aktuellen Tarifverhandlungen wird Einfluss auf die weitere Entwicklung haben.
Hoffnungsfroh stimmt uns eine gewisse Wertorientierung der Verbraucher in Richtung „Qualität statt Quantität“, der Trend zu bewusstem Konsum, eine wachsende Markenorientierung und im Exportgeschäft die Strahlkraft von „Made in Germany“. Chancen liegen ferner im Fokus auf Energieeffizienz bei Hausgeräten, dem deutschen Bestand von mehr als 10 Millionen auszutauschenden Küchen mit einem Alter von mehr als 15 Jahren sowie der Erschließung und dem Ausbau von zum Teil neuen Exportmärkten wie China, Indien und Osteuropa.
Meine Damen und Herren, die Unternehmen der deutschen Küchenindustrie sind in Forschung und Entwicklung, Produktion, Logistik und Service unerreicht. Unsere Produkte überzeugen in Design, Qualität, Energieeffizienz und Zuverlässigkeit. Vom Küchenmöbel, über das Einbaugerät, bis zu Spüle, Armatur und Zubehör: „Made in Germany“ ist bei Küchen ein Qualitätsversprechen, das wir tagtäglich einlösen.
Die Küchenbranche ist erfreulicherweise gut bis sehr gut in das laufende Jahr gestartet. Trotz der bekannten Unwägbarkeiten gehen wir davon aus, dass auch 2012 ein gutes Jahr für die deutsche Küchenindustrie werden wird.
Es ist auf jeden Fall ein gutes Jahr, um eine neue Küche zu erwerben!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(AMK)