Eine aktuelle Umfrage zeigt: Nachverdichtungen – insbesondere aus Holz – gewinnen immer mehr an Akzeptanz in der Gesellschaft. Ein Hemmnis bleiben aber die restriktiven Muster-Holzbaurichtlinien.
Einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Berliner Sparkasse zufolge wünschen sich 50,4 % der Berliner die Schließung innerstädtischer Baulücken, 44 % befürworten Dachaufstockungen, und 41 % sprechen sich für den Bau zusätzlicher Hochhäuser aus. Besonders auffällig ist die hohe Zustimmung in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen. Die Ergebnisse belegen eine wachsende Offenheit für urbane Dichte – ein notwendiger Mentalitätswandel angesichts begrenzter Flächen und steigender Nachfrage.
Ein positives Beispiel für Nachverdichtung zeigt ein aktuelles Projekt aus Berlin-Reinickendorf: Hier wurde im Rahmen einer Nachverdichtung ein Holzmodulbau realisiert, der Altbaubestand aufgestockt und im Innenhof ein ergänzender Neubau errichtet. Der verantwortliche Architekt Xaver Egger hebt insbesondere die Bauzeitverkürzung durch industrielle Vorfertigung hervor: Die Module wurden samt Technik, Sanitärbereichen und Fassadenelementen im Werk produziert, pro Tag konnte ein Geschoss montiert werden – ein Tempo, das konventionelle Verfahren nur schwer erreichen.
Gleichzeitig zeigt das Projekt auch, welche Einschränkungen bislang durch die geltende Fassung der Muster-Holzbaurichtlinie bestanden: Obwohl es sich um ein Gebäude in Holzmodulbauweise handelt, durfte die Fassade nicht in sichtbarer Holzbauweise ausgeführt werden. Mit der Einführung der novellierten Muster-Holzbaurichtlinie (Fassung 2024) in Berlin zum 2. Mai 2025 wurde nun ein wichtiger Schritt für den mehrgeschossigen Holzbau getan.
Die Holzbauten in Reinickendorf machen deutlich: Der moderne Modulbau hat mit Plattenbau-Ästhetik wenig gemein. Vielmehr handelt es sich um architektonisch anspruchsvolle, flexible Lösungen mit Deckenhöhen über 2,60 m, hohen Fensterflächenanteilen und ausdifferenzierten Fassadenmaterialien. Dennoch bleibt der Marktanteil gering: Schätzungen zufolge liegt er bundesweit bei etwa 5 %, in Berlin sogar nur bei rund 3 %.
Für die Holzindustrie bedeutet das: Es gibt einen wachsenden gesellschaftlichen Rückhalt für mehr Dichte, Schnelligkeit und Innovation im Bau – doch ohne verlässliche Rahmenbedingungen, Förderanreize und technikoffene Normen wird das Potenzial des modularen Holzbaus weiterhin ungenutzt bleiben. Der HDH setzt sich deshalb dafür ein, dass holzbasierte Modulbauweisen in Bauordnungen, Musterregelwerken und Förderstrukturen systematisch verankert werden.
Berlin steht exemplarisch für Städte in ganz Deutschland: Wer schneller, flächeneffizienter und emissionsärmer bauen will, wird am modularen Holzbau im Neubau – und an standardisierten Lösungen auch im Bereich der Sanierung – nicht vorbeikommen.