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Serielles Bauen und Sanieren: Eine Antwort auf die Wohnungsnot?



19.03.2025

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Deutschland steckt nach wie vor in einer tiefen Wohnungsbaukrise. Trotz ambitionierter Ziele der Ampelregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu errichten – darunter 100.000 Sozialwohnungen –, wird dieses Ziel deutlich verfehlt. Die Bauwirtschaft leidet unter steigenden Zinsen, hohen Materialkosten und bürokratischen Hürden. Eine vielversprechende Lösung für kostengünstiges und effizientes Bauen könnte das serielle und modulare Bauen sein. Doch wie steht es um dessen Umsetzung?

 

Um dieses Ziel zu erreichen, wurde mit dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) sogar ein eigenes Ministerium geschaffen. Dennoch zeigt sich nach drei Jahren Ampel-Koalition, dass die Umsetzung der Bauziele weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Die Baugenehmigungszahlen sind massiv eingebrochen, und die angestrebte Wohnungsbauoffensive stockt erheblich. Dies war auch Gegenstand einer parlamentarischen Anfrage vom 29. Januar 2025, die im Februar beantwortet wurde, die die Bilanz der noch geschäftsführenden Regierung in der Baupolitik kritisch hinterfragte. 

 

Serielles Bauen als Hoffnungsträger 

 

Das serielle und modulare Bauen ermöglicht eine schnellere, standardisierte und damit kostengünstigere Errichtung von Wohnraum. Durch vorgefertigte Bauelemente können Bauzeiten erheblich verkürzt und die Planungsprozesse optimiert werden. Die Bundesregierung hatte dies erkannt und im Rahmen des "Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum" Maßnahmen zur Förderung dieser Bauweise angestoßen. Eine zentrale Initiative war die Einführung der Rahmenvereinbarung "Serielles und modulares Bauen 2.0", die Wohnungsunternehmen den Abruf standardisierter Baukonzepte ermöglicht. Zudem wurde eine Geschäftsstelle für "Serielles, modulares und systemisches Bauen" eingerichtet, um Innovationen zu fördern. 

 

Realität: Fortschritte, aber auch viele Hürden 

 

Trotz der theoretischen Vorteile zeigt die Praxis erhebliche Probleme auf. So gibt es weiterhin zahlreiche regulatorische Hemmnisse, die eine breitere Anwendung des seriellen Bauens erschweren. Die Typengenehmigungen, die Baugenehmigungsprozesse vereinfachen sollten, sind bisher nur auf Länderebene geregelt und nicht einheitlich umgesetzt. Dies führt zu Verzögerungen und Unsicherheiten bei Investoren. Auch die Nachfrage nach seriellem Bauen bleibt bisher hinter den Erwartungen zurück. Während bereits 2.500 Wohnungen aus der neuen Rahmenvereinbarung abgerufen wurden und weitere 2.500 in Planung sind und man das als ersten Erfolg bewerten kann, reicht dies jedoch bei weitem nicht aus, um die massive Wohnungsnot zu lindern. 

 

Der Runde Tisch Serielles Bauen – Ein effektives Steuerungsinstrument? 

 

Um die Umsetzung des seriellen und modularen Bauens weiter zu stärken, wurde, wie bereits bekannt ein Runder Tisch zum Thema eingerichtet. Dieser soll zentrale Akteure aus Politik, Bauwirtschaft und Wohnungsunternehmen zusammenbringen, um Hemmnisse zu identifizieren und praxisnahe Lösungen zu entwickeln. Dabei wurden bereits 39 Maßnahmen vereinbart, die in verschiedenen Arbeitsgruppen umgesetzt werden. Die Effizienz des Runden Tisches wird jedoch unterschiedlich bewertet: Während die Bundesregierung Fortschritte betont, kritisieren Experten, dass viele regulatorische Hürden weiterhin bestehen und es an einer konsequenten Umsetzung mangelt. Zudem dauert die Harmonisierung von Bauvorschriften und die Schaffung einheitlicher Standards länger als erhofft. Ohne eine konsequente Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen könnte der Runde Tisch sein Potenzial nicht vollständig entfalten. 

Kritik an der Wohnungspolitik 

Die Bundesregierung betont zwar, dass trotz der Krise weiterhin knapp 300.000 Wohnungen pro Jahr fertiggestellt werden. Dennoch bleibt der Bedarf unbefriedigt (siehe auch nachfolgende Tabelle). 

Tabelle 1: Übersicht genehmigter und fertiggestellter Wohnungen für die Jahre 2021 bis 2023 (Quelle: Drucksache 20/14964-Deutscher Bundestag, Statistisches Bundesamt, ifo-Institut) 

Jahr 

Genehmigte Wohnungen 

Fertiggestellte Wohnungen 

2021 

380.736 

293.393 

2022 

354.162 

295.275 

2023 

259.639 

294.399 

2024 

215.900 

ca. 250.000 (Schätzung Ifo-Institut) 

2025 

- 

ca. 205.000 (Schätzung ifo-Institut)  

Prognosen gehen davon aus, dass 2026 die Neubauzahlen unter 200.000 fallen könnten. Kritiker bemängeln, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen und vor allem die abrupte Beendigung von Förderprogrammen zu Unsicherheiten in der Branche geführt habe. Zudem fehlt es an einer konsequenten Reduzierung von bürokratischen Hürden, um das serielle Bauen flächendeckend zu ermöglichen. 

 

Fazit: Serielles Bauen als Teil der Lösung 

 

Serielles Bauen und Sanieren hat das Potenzial, schneller und günstiger dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Damit dies jedoch großflächig funktioniert, sind weitere Maßnahmen nötig: einheitliche Typengenehmigungen, verlässliche Förderprogramme und eine konsequente Entbürokratisierung der Bauprozesse. Die neu gewählte Bundesregierung sollte daher schnellstmöglich wesentliche Maßnahmen zur Förderung des seriellen Bauens in Umsetzung bringen, um den stockenden Wohnungsbau wieder anzukurbeln und langfristig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. 


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