Unser Präsident Johannes Schwörer adressiert die Herausforderungen der Holzindustrie im Wahljahr 2025. Außerdem stellt er klare politische Forderungen an die neue Bundesregierung.
Herr Schwörer, wie geht es der deutschen Holzindustrie im Wahljahr 2025?
„Die Wirtschaftskrise geht natürlich auch an der Holzindustrie nicht vorbei. 2024 war das zweite Jahr in Folge, in dem unsere Branche Umsatzrückgänge verkraften musste. Und das zum Teil stärker als andere Branchen des verarbeitenden Gewerbes. Zwar hat sich die negative Entwicklung zuletzt etwas abgeflacht, aber die Holzindustrie steht weiterhin unter massivem Druck. Besonders betroffen sind die baunahen Bereiche und die Holzwerkstoffindustrie, aber wir sehen in der gesamten Branche einen deutlichen Rückgang der Unternehmensanzahl und bei den Beschäftigten. Wir sind jetzt im Wahlkampf und bis die Politik neue wirtschaftliche Rahmenbedingungen setzen kann, wird Zeit vergehen. Wir brauchen daher nach der Bundestagswahl schnell eine stabile Regierung und eine echte wirtschaftspolitische Wende, die die Dinge grundsätzlich angeht. Andernfalls drohen weitere Umsatzeinbußen und ein zusätzlicher Arbeitsplatzabbau.“
Sie fordern wie viele andere Unternehmer eine wirtschaftspolitische Wende. Welche Rahmenbedingungen müssen sich konkret ändern, damit die Holzindustrie wieder auf Wachstumskurs kommt?
Die Bauwirtschaft ist eine Schlüsselbranche für die Holzindustrie – nicht nur für den Holzfertigbau. Man kann sich das auf diese Weise gut vor Augen führen: Wenn weniger neue Häuser gebaut werden, dann werden auch weniger neue Küchen, Fenster und Holzbauelemente verbaut oder Parkettböden verlegt. Zahlreiche Teilbranchen der Holzindustrie sind also in hohem Maße mit der Baukonjunktur verbunden. Und die Baukonjunktur liegt am Boden. Die Baugenehmigungen sind seit zwei Jahren stark eingebrochen – insbesondere im Ein- und Zweifamilienhausbau.
Deshalb benötigen wir dringend eine verlässliche Bauförderung. Diese ist für den Staat durchaus machbar, denn der Staat verdient über die Mehrwert-, die Grund- und die Grunderwerbsteuer prächtig am Bau. Auch mit der CO2-Abgabe verdient der Bund Milliarden. Gelder für die Bauförderung sind also reichlich vorhanden. Und wir sollten über eine eigene Holzbauförderung nachdenken. Denn Holznutzung nützt dem Klima. In jedem Holzprodukt ist langfristig CO2 gebunden. Das gilt auch für die Nutzung des Waldes, denn junge Bäume binden mehr CO2 als ältere. Deshalb müssen die Rahmenbedingungen von Blockade (wie zum Beispiel der Ausweis von neuen Naturschutzgebieten) auf Förderung umgestellt werden. Dann hat die Holzindustrie eine Chance. Es darf nicht laufen wie im Stahl- oder Bergbau, wo wir in Deutschland einmal Spezialisten hatten und Vorreiter waren und heute technologische Hilfe benötigen“.
2025 stehen wieder Tarifverhandlungen an. Hat sich die vergangene Bundesregierung zu sehr in die Tarifautonomie der Sozialpartner eingemischt? Was muss die neue Bundesregierung besser machen?
"Definitiv, denken Sie nur an den politischen Einfluss, den der Bundeskanzler auf die Mindestlohnkommission eingeübt hat oder das vom Bundesarbeitsminister vorgelegte Tariftreuegesetz. Die Gewerkschaften scheinen ebenfalls den Ernst der Lage nicht zu verstehen. Wir brauchen weniger Restriktionen und eine stärkere Flexibilisierung des Arbeitsmarkts. Nur so können wir die enormen Herausforderungen stemmen, die uns die demografische Entwicklung in Deutschland bietet. Unsere Forderung an die neue Bundesregierung lautet deshalb: Lassen Sie die Tarifpartner ihre Arbeit machen, respektieren Sie die Tarifautonomie und sorgen Sie für stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen, anstatt in die Sozialpartnerschaft einzugreifen. Das hilft Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern.“
Wenn Sie der neuen Bundesregierung eine einzige zentrale Botschaft mit auf den Weg geben könnten, welche wäre das?
Setzen Sie auf eine wirtschaftsfreundliche Klimapolitik! Die Holzindustrie leistet einen entscheidenden Beitrag hin zur Klimaneutralität– aber dafür brauchen unsere Unternehmen verlässliche Rahmenbedingungen. Ein zentraler Faktor sind für uns dabei auch eine verlässliche Rohstoffpolitik. Wir fordern von der kommenden Bundesregierung ein klares Bekenntnis zur aktiven Waldbewirtschaftung und eine Förderung beim Umbau und der Verjüngung des Waldes, um ihn an die Folgen des Klimawandels anzupassen.
Das Inteview erschien zuerst im Holz-Zentralblatt am 14. Februar.