Nicht nur im Personenverkehr, auch im Gütertransport hat die Schiene aus Umweltsicht viele Vorteile gegenüber der Straße, so bei den Treibhausgasemissionen. Vermehrt werden diese Vorteile durch die Nutzung umweltfreundlicher Lastenträger und Verpackungen aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz wie Paletten und Kisten. Wie das funktioniert, weiß der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE).
Deutschland ist Drehscheibe des europäischen Handels. Das Gros der transportierten Waren gelangt über die Straße zum Ziel, sei es in Deutschland oder in Nachbarländern. So entfallen in Deutschland fast drei Viertel des Gütertransports auf die Straße, auf die Schiene hingegen nur 17 Prozent. Dabei sind die Vorteile der Schiene beim Klimaschutz deutlich. Laut Berechnungen des österreichischen Bahnunternehmens Rail Cargo Group (RCG), Güterverkehrstochter der ÖBB, ergeben z.B. pro Tonne Fracht vom österreichischen Linz nach Antwerpen, dem zweitgrößten Hafen Europas, auf der Schiene Treibhausgasemissionen von 15 kg CO2-Äquivalente. Auf der Straße sind es demnach hingegen 72,7 kg CO2-Äquivalente pro Tonne Fracht, also etwa fünf Mal so viel. Angenommen werden für die Berechnung eine durchschnittliche Ladung und der jeweilige Landesenergiemix.
Für die Klimabilanz im Gütertransport ist neben den Verkehrsträgern – also Straße, Schiene oder Wasserweg – aber auch das Transport- und Verpackungsmaterial ein Faktor. „Hier kommen Paletten und andere Holzverpackungen ins Spiel, denn mit Holz als nachwachsendem Rohstoff sind sie der Klimaschützer Nummer eins im Verpackungssektor“, sagt HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner und erläutert: „Das während des Baumwachstums gebundene Kohlendioxid wird als Kohlenstoff dauerhaft gespeichert, so dass die Holzverpackungen aktiv zum Klimaschutz beitragen. Sie sind sozusagen ein mobiler Kohlenstoffspeicher.“
Das Maß aller Dinge in der Logistik
Diese Eigenschaft als mobiler Kohlenstoffspeicher haben Paletten und Co. natürlich unabhängig vom Verkehrsträger, sei es Schiene oder Straße. Beide, Züge und Lkw, richten ihre Logistik mittlerweile an den Paletten aus. Denn für den sicheren und zügigen Transport in Lkw und Güterwaggon ist die Euro-Palette das Maß aller Dinge. Ihre Abmessungen von 1200 x 800 x 144 mm (Länge x Breite x Höhe) haben in der Logistik Standards gesetzt, seit die Europalette in den sechziger Jahren von der österreichischen Rail Cargo Group, der Schweizer SBB und der DB „erfunden“ wurde und sich fortan ihren Weg durch Europa bahnte. „Ihre Wurzeln hat die Europalette also im Schienengüterverkehr, auch wenn sie nun auf der Straße ebenso verbreitet ist“, erklärt HPE-Geschäftsführer Kirschner. Die Maße der Europalette sind in der Logistik ein Fixpunkt, von der Dimensionierung von Lagerflächen und Transportsystemen über automatische Hochregalläger und Förderanlagen bis hin zu Ladeflächen in Lkw und Güterwaggon, die die Maße übernommen haben. Rund eine Milliarde Europaletten sind laut Schätzungen weltweit im Umlauf. Weil viele Paletten als sicherer Untersatz für Exportwaren nach Übersee dienen, gelten für die Lieferungen in Drittstaaten bei der Behandlung des Holzes noch strengere Vorgaben als im innereuropäischen Warenverkehr im Binnenmarkt. Alle Europaletten sind nach dem ISPM 15-Standard hitzebehandelt und für den Export einsetzbar.
Noch viel Luft nach oben
Das für Paletten verwendete Holz kommt in der Regel von Fichten. Aber auch andere Holzarten wie Buche oder Pappel kommen zum Zuge. Klar geregelt sind neben den Abmessungen der Paletten weitere Eigenschaften wie die Stärke, Anzahl und der Abstand der 11 Deckbretter und neun Klötze sowie 78 Nägel. Zum Beispiel passen in einen gedeckten Großraum-Schiebebandwagen der Bahnen so bei optimaler Raumausnutzung 63 Paletten und ihre darauf ruhenden Güter. Beste Voraussetzungen also für eine Steigerung der Marktanteile der Schiene für den Gütertransport: „Mit Paletten und Co als Holzverpackung und dem Transport auf der Schiene ergibt sich ein doppelter Klimavorteil“, erklärt Kirschner.
Übrigens: Der Transport von Holz als Rohstoff auf der Schiene hat in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt, bedingt allerdings vor allem durch die stark gestiegenen Mengen an sogenanntem Kalamitätsholz infolge von Dürre und Borkenkäferbefall. So erhöhte sich der Bahntransport von Rundholz in den letzten drei Jahren in Deutschland kalamitätsbedingt um mehr als das sechsfache des mittleren Volumens der Vorjahre auf 5,8 Mio. Tonnen im Jahr 2022.
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Bild 1: Multimodal unterwegs: Die Palette ist auf der Schiene und auf der Straße das Mittel der Wahl. Bildquelle: HPE