Bad Honnef. Die Nordatlantik-Route ist die weltweit am stärksten befahrene Seeroute im globalen Güterverkehr. Nicht nur im Herbst und dann häufig auf rauer See richtet sich das Augenmerk von Unternehmen im Außenhandel auf den Transport. Für die Sicherheit der Frachten zwischen den Kontinenten sorgen ganzjährig verlässliche Seeverpackungen. Und die sind in der Regel aus Holz.
Rund 85 Prozent des weltweiten Gütertransports erfolgt in Holzverpackungen. Denn diese sind stabil und wetterfest – unschlagbare Vorteile bei stürmischer See, mit der es die Containerriesen gerade im Atlantik oft zu tun haben – aktuell und künftig: Denn mit dem Krieg in der Ukraine rückt Mitteleuropa auch wirtschaftlich wieder enger an Nordamerika heran – trotz einer Distanz von rund 6.500 Kilometern zwischen dem Rhein und dem Hudson River. Verschiedene Branchen erwarten eine Stärkung des Nordamerika-Geschäfts. Damit die Ware auch in zuweilen schwerer See gut unterwegs ist, braucht es passende und solide Verpackungen. Denn diese müssen nicht nur den Beschleunigungskräften beim Be- und Entladen standhalten, sondern auch vor Korrosion in der salzhaltigen Luft auf hoher See schützen. Dafür bieten sich je nach Ware und Abmessungen drei verschiedene Typen von Seeverpackungen an: Schlitten, Containerpaletten oder Kisten.
Was zeichnet Schlitten, Kisten und Paletten aus?
Auf einem Schlitten reist die Ware auf solider Grundlage, aber ohne komplette Umhüllung aus Holz. „Schlitten werden häufig für den Containerversand verwendet, wenn zusätzliche Umhüllungen nicht notwendig sind. In jedem Fall gilt: Packgüter müssen sicher auf dem Schlitten und diese wiederum im Container fachgerecht gesichert werden“, erläutert Marcus Kirschner, Geschäftsführer des Bundesverbandes Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE). Letzteres wird in der Fachsprache mit dem Begriff des Containerstaus beschrieben und ist eines der wesentlichen Elemente in den vom HPE in Kooperation mit der Holzfachschule Bad Wildungen angebotenen Verpackerschulungen.
Die wohl am stärksten Platz sparende Variante ist der Transport auf Containerpaletten. In einen Container mit einer Standardlänge von 20 Fuß, das sind rund sechs Meter, passen zehn Paletten mit den Maßen 1140 x 1140 Millimetern (zwei Paletten nebeneinander, fünf in der Länge). Auch 760 x 1140 Millimeter sind gängige Typen. Mit diesen erreicht man in den Containern eine optimale Platzausnutzung.
Packgüter, die zu sperrig oder auch zu schwer für den Containerversand sind, werden in Einzelkisten verpackt, die auch schon mal die Abmessungen eines kleinen Hauses erreichen. „Um Temperatur, Erschütterungen und Luftfeuchte während der Reise zu verfolgen, kommen in diesen Kisten immer öfter Datenlogger zum Einsatz, die regelmäßig alle relevanten Daten erfassen, die dann später ausgewertet werden können“, erläutert Kirschner. Je empfindlicher das Packgut, desto höher der erforderliche Verpackungsaufwand. Individuelle Packgutsicherungselemente und Schwingungsdämpfer sind weitere Beispiele für die Vielzahl von verfügbaren maßgeschneiderten Lösungen.
Drei Kernbereiche für Anforderungen an Seeverpackungen
Unabhängig von der Verpackung lautet der Schlüsselbegriff: Seemäßige Verpackung. Grundsätzlich sind die Anforderungen an eine seemäßige Verpackung dreigeteilt: Korrosionsschutz gegen aggressive Seeluft, Packgutsicherung in oder auf der Verpackung und Sicherung der Verpackung im Container. „Das hört sich technisch an, hat aber ganz handfeste Bedeutung: Wichtig ist zum Beispiel, dass der Auftraggeber Metallteile nicht mit bloßen Händen berührt hat. Durch diese Fettabdrücke kann der Korrosionsschutz unwirksam werden, was gerade bei aggressivem Seewasser schnell zu Rost führen kann“, erläutert Kirschner das Knowhow unter seinen Mitgliedern. Der hohe Stellenwert der deutschen Holzverpackungsbranche findet sein Pendant in der Schifffahrt. Denn laut Angaben des Verbandes Deutscher Reeder belegt die deutsche Handelsflotte mit einem Marktanteil von 12,5 Prozent an der Containerschifffahrt im internationalen Vergleich Platz 2.
„Mit Holzverpackungen bewegt unsere Branche fast alles, von Mikrochips für Unterhaltungselektronik bis zu Rotorblättern für Windräder. Wenn Holzprodukte in der Holzverpackung stecken, ist uns das natürlich auch recht. Schließlich ist es ‚unser‘ nachhaltiger, nachwachsender Rohstoff“, sagt der HPE-Geschäftsführer. Kein Wunder. Erst kürzlich hat die Möbelindustrie als ein wichtiger Nutzer des Rohstoffes Holz angekündigt, den US-Markt weiter zu bearbeiten. Die strategische Bedeutung des US-Marktes nehme zu.
Bild 1: Exportverpackungen vor der Verladung im Hafen. Bildquelle: HPE
Bild 2: Für Schwergut und Ladung mit Übermaßen werden so genannte Break-Bulk-Verpackungen hergestellt. Bildquelle: HPE
Weitere Informationen unter www.hpe.de
Zum HPE: Der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V. feierte 2019 sein 150-jähriges Bestehen. Er ist ein Fachverband mit mehr als 430 überwiegend inhabergeführten Unternehmen aus allen Bereichen der Holzpackmittelindustrie, die etwa 80 % des Branchenumsatzes von rund 2,3 Mrd. Euro repräsentieren. Die Mitglieder des HPE sind Anbieter von Paletten, Packmitteln, Kabeltrommeln, Steigen und Spankörben aus Holz sowie Dienstleister aus den Bereichen Verpacken, Containerstau und Logistik. Der hochgerechnete Holzbedarf der Branche liegt – inklusive der Kleinbetriebe unter 20 Mitarbeitern – bei rund sechs Mio. Kubikmetern und damit ca. 25% des in Deutschland produzierten Schnittholzes.