Berlin. 28. Juni 2022. „Ohne mehr Holzbau verfehlen wir unsere Ausbauziele für mehr bezahlbaren Wohnraum ebenso wie unsere Klima- und Nachhaltigkeitsziele krachend.“ Das erklärt der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH), Dr. Denny Ohnesorge, anlässlich des heute in Berlin beginnenden dritten Deutschen Holzbau Kongresses (DHK). Der HDH ist einer der ideellen Träger des Kongresses.
Nicht erst seit der jüngsten Flüchtlingskrise durch den Krieg in der Ukraine ist der Bedarf an Wohnraum in Deutschland stark gestiegen, besonders in den Städten. Entsprechend steht der DHK in diesem Jahr unter dem Motto „Bauen im urbanen Raum”. Wichtige Aspekte: Der mehrgeschossige Holzbau ebenso wie das Potenzial von Dachaufstockungen. Bislang hat der Holzbau seine Vorteile vor allem im Eigenheim-Segment ausgespielt. „Zur Linderung der Wohnungsnot ebenso wie beim Kampf gegen die Klimakrise muss Holz künftig aber viel stärker auch in mehrgeschossigen Wohnhäusern und in Gewerbeimmobilien ebenso wie in öffentlichen Gebäuden verbaut werden”, verlangt Ohnesorge. Dazu gelte es, regulatorische Hemmnisse zu beseitigen.
Bürokratie abbauen, mit Holz verstärkt in die Höhe bauen
Der Brandschutz, ebenfalls ein Thema beim DHK-Kongress, ist ein Beispiel für bürokratische Lasten im Holzbau. Diese sind in den Landesbauordnungen niedergelegt und bieten entsprechende föderale Vielfalt. „Wie wir wissen, brennt Holz. Aber es brennt berechenbarer als andere Baustoffe. Und es isoliert gegen Hitze. Diese Eigenschaften ermöglichen es, auch mit Holz alle Schutzanforderungen beim Bauen zu erfüllen. Mit mehr Übersichtlichkeit in den Vorschriften könnten wir ohne Verlust an Sicherheit deutlich schneller mehr Gebäude fertigstellen. Die Zeitvorteile beim Bauen mit Holz könnten wir dann viel besser nutzen”, erklärt Ohnesorge. Diese Zeitvorteile ergeben sich u.a. durch die Möglichkeiten zur seriellen und modularen Vorfertigung im Werk. Das mindert Kosten und verkürzt Baustellenzeiten. „Wir müssen Hemmnisse im Bauordnungsrecht ausräumen, Regelwerke an den Stand der Technik, Wissenschaft und Baupraxis anpassen”, erklärt Ohnesorge.
Eine Veränderung des regulatorischen Rahmens fordert der HDH auch, um die hervorragende CO2-Bilanz von Holz am Bau endlich zu honorieren. „Dafür müssen wir die Emissionen beim Bau und Betrieb der Gebäude über den gesamten Lebenszyklus berücksichtigen. Wir fordern, die Höhe der Bauförderung an die Treibhausgasemissionen je Quadratmeter Nutzfläche zu koppeln”, erläutert Ohnesorge. Für den Klimaschutz ist das Bauen mit Holz auf zweierlei Weise von Vorteil: Zum einen speichert das Holz den vom Baum aufgenommenen Kohlenstoff und ist damit ein weitgehend klimaneutraler Baustoff. Zum anderen werden Klimagasemissionen vermieden, die bei der Verwendung von energieintensiven Produkten wie Zement anfallen. Entsprechend wird der Klimanutzen von Holzprodukten als CO2-Speicher aktuell auf insgesamt rund 6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent beziffert, der Substitutionseffekt bei der stofflichen Nutzung von Holz anstelle klimaschädlicher Produkte über alle Branchen hinweg auf etwa 30 Mio. t CO2.
HDH-Verbundprojekt für Holzbau bei öffentlichen Gebäuden
Andererseits ist der Handlungsdruck immens: Der Gebäudebereich ist der größte Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland. Rund 40 Prozent des Klimagasausstoßes sind ihm zuzurechnen. „Mit mehr Holzbau in Deutschland ist es möglich, relativ schnell das Angebot an Wohnraum und anderen Gebäuden zu erhöhen und gleichzeitig klimaschonender zu bauen, zu wohnen und zu arbeiten als bisher”, erklärt HDH-Geschäftsführer Ohnesorge. Der HDH ist in diesem Sinne auch konkret in der Projektarbeit aktiv. Im Verbund-Projekt Standard-Holzbausysteme (HO_SY) arbeitet der HDH gemeinsam mit Partnern und gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft an der Entwicklung eines einfachen, allgemeinen und kostengünstigen Holzbausystems, das Anwendungen für unterschiedliche Nutzungen bietet und nach Abschluss allen Planerinnen und Planern und jedem Holzbaubetrieb zugänglich sein soll. Durch die im Rahmen von HO_SY zu erzielenden Ergebnisse soll die Verwendung von Holz in öffentlichen Gebäuden gesteigert und damit ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz geleistet werden können. Der HDH stellte das HO_SY Projekt auf dem DHK vor.
Pressekontakt:
Alexander Knebel
Pressesprecher
Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe verarbeitenden Industrie e.V.
Dorotheenstraße 35, 10117 Berlin
Tel.: +49 151 2500 6883
E-Mail: alexander.knebel@holzindustrie.de
Web: www.holzindustrie.de
Der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) vertritt die wirtschaftlichen, politischen und technischen Interessen der Holzindustrie mit rund 200.000 Beschäftigten und einem Gesamtumsatz von ca. 42,2 Mrd. Euro. Dabei erstreckt sich das Spektrum über die gesamte Wertschöpfungskette entlang des Werkstoffes Holz: von der Sägeindustrie, der industriellen Holzbe- und -verarbeitung über die Möbelindustrie bis hin zum Bauen mit Holz sowie der Holzpackmittelindustrie. Alle vertretenen Interessen vereint der Einsatz für den natürlichen und vielfältigen Werkstoff Holz.