Die Stimmung in der deutschen Holzindustrie hat sich nach dem Absturz im Vormonat auf niedrigem Niveau stabilisiert. Nach dem ersten Schock über den russischen Angriff auf die Ukraine zeigt sich Branche widerstandsfähig. Während die aktuelle Auftragslage von den Unternehmen nach wie vor als gut wahrgenommen wird, rechnen sie für die Zukunft angesichts der steigenden Materialpreise und der anhaltenden Lieferkettenprobleme mit harten Zeiten. Die Einschätzung der Unternehmen zur aktuellen Lage verbesserte sich im April minimal auf +45,5 Punkte (Vormonat: +44,7 Punkte). Der Ausblick auf die kommenden 6 Monate hellte sich dagegen leicht auf, der aktuelle Wert liegt bei -27,6 Punkten (Vormonat: -36,1 Punkte). In der Summe legte der HDH Konjunkturindikator im April leicht auf +5,8 Punkte (Vormonat: +0,2 Punkte) zu.
Im Vergleich zum gesamten Verarbeitenden Gewerbe schneidet das Geschäftsklima in der Holzindustrie besser ab. Der vom ifo errechnete Wert für das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland stabilisierte sich im April bei -1 Punkt (Vormonat: -3,6 Punkte) ab und lag damit unter dem entsprechenden Wert für die Holzindustrie (+5,8 Punkte).
Angesichts der unterschiedlichen Betroffenheit der einzelnen Segmente bleibt die Stimmung in der Holzindustrie uneinheitlich. Zwar schätzen die Unternehmen in allen Segmenten und insbesondere im Baunahen Bereich der Holzindustrie (+56,1 Punkte), im Holzfertigbau (+55,9 Punkte), in der Holzwerkstoffindustrie (+50 Punkte) und in der Sägeindustrie (+45,2 Punkte) ihre aktuelle Geschäftslage als positiv ein. Jedoch deuten die Erwartungen in allen Segmenten negative Entwicklung in den kommenden Monaten an. Insbesondere die Möbelindustrie (-12,2 Punkte), der Holzfertigbau (-8 Punkte) und die Holzverpackungsindustrie (-4,9 Punkte), blicken aktuell pessimistisch in die Zukunft: Diese Segmente erwarten eine deutliche Verschlechterung der Geschäftslage im kommenden halben Jahr.
Dies ist aus Sicht des HDH neben den erwarteten negativen Auswirkungen der Ukraine-Kriegs auf die Nachfrage auch auf die steigenden Materialpreise und die sich verschärfenden Probleme bei der Materialbeschaffung zurückzuführen. Die Lieferprobleme betreffen aktuell Klebstoffe, Beschläge, Stahl sowie Kunststoffe und Verpackungen. Neben Holz und Holzwerkstoffen verteuern sich fast alle anderen Rohstoffe und Vorprodukte der Holz- und Kunststoffindustrie. Mit einer deutlichen Entspannung der Versorgungs- und Preissituation ist auch in den kommenden Monaten nicht zu rechnen. Eine mögliche Einstellung der russischen Gaslieferungen nach Deutschland bleibt ebenfalls ein Risikofaktor.
Der monatliche Konjunkturindikator wird vom HDH seit Berichtsmonat Oktober 2020 veröffentlicht. Dieser stützt sich auf die vom Münchner ifo Institut durchgeführte monatliche Befragung von repräsentativen Unternehmen aus allen Segmenten der Holzindustrie und wird monatlich ermittelt. Die einzelnen Indikatoren bewegen sich zwischen +100 (alle Meldungen positiv) und -100 (alle Meldungen negativ) Punkten.
