Bad Honnef – Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus sind begleitet von der Notwendigkeit, die Grundversorgung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Hierzu zählt besonders in einer solchen Krisensituation auch die schnelle und würdevolle Bestattung der Verstorbenen. „Eine Erkenntnis aus der Pandemie ist, dass die Herstellung von Särgen und anderen Produkten für das Bestattungsgewerbe in Deutschland strukturell gestärkt werden muss“, fordert der Vorsitzende des Bundesverbandes Bestattungsbedarf, Jürgen Stahl.
Beispiel Sarg: Insgesamt gibt es noch 15 mittelständische Sarghersteller mit eigener Herstellung in Deutschland, dazu kommen kleinere Betriebe des Tischler- und Schreinerhandwerks, die ebenfalls Särge fertigen. Die gesamte inländische Produktion wird auf weniger als 200.000 Särge jährlich geschätzt. Dagegen steht der Bedarf von rund 950.000 Sterbefällen pro Jahr. „Für jeden der täglich rund 2.600 Verstorbenen wird ein Sarg benötigt – auch bei einer Einäscherung“, stellt Stahl klar.
Der weitaus größte Teil aller in Deutschland verkauften Särge wird aus dem osteuropäischen Ausland importiert. Dabei ist Polen mit schätzungsweise zwei Dritteln des Importvolumens das mit Abstand wichtigste Herkunftsland. „In Osteuropa produzierte und palettenweise gelieferte Massenware hat dem Stellenwert des Sarges in den letzten Jahren stark zugesetzt. Auch ein Großteil der Bestattungswäsche kommt aus Fernost, genäht wird bis auf weniger als zehn deutsche Betriebe in Billiglohnländern“, kritisiert der Bundesverband Bestattungsbedarf.
„Särge werden nicht knapp. Dennoch zeigt die Corona-Krise, dass die Lieferketten wie bei allen anderen Waren auch, durch eine globale Pandemie bedroht sind. Es ist aber auch unter diesen Bedingungen unverzichtbar, alle Verstorbenen zeitnah, hygienisch und würdig zu bestatten. Das spricht dafür, den Trend der vergangenen Jahre umzukehren und die inländischen Produzenten von Bestattungsbedarf zu unterstützen“, erklärt Jürgen Stahl.
Aus diesem Grund fordert der Verband unter anderem die Wiedereinführung des Sterbegeldes. „Den Milliarden schweren Rücklagen der Krankenkassen steht eine immer größere Zahl an Menschen gegenüber, die sich keine würdevolle Beerdigung leisten können“, so Jürgen Stahl. Für das Sterbegeld als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung wurden bis 2003 jährlich 0,8 Milliarden Euro eingesetzt.
Über den Verband:
Der Bundesverband Bestattungsbedarf e.V. mit Sitz in Bad Honnef vertritt die Interessen der Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für das Bestattungsgewerbe. Zu seinen 56 Mitgliedsunternehmen zählen die Hersteller von Särgen, Urnen, Bestattungswäsche, Trauerdrucksachen oder Grabkreuzen ebenso wie Softwareentwickler, Anbieter von Friedhofstechnik, Betreiber von Krematorien und Hersteller von Gedenkobjekten.