Verband der Deutschen Möbelindustrie e. V. (VDM)
Jedes siebte in Deutschland produzierte Möbel ist für Kinder Eltern wollen sichere, hochwertige und schicke Kindermöbel
03.09.2019Ursula Geismann, Pressesprecherin und Trendanalystin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, anlässlich der Kind + JugendPressekonferenz zur am 3. September 2019
In den 41 Millionen Haushalten Deutschlands leben 12 Millionen Kinder bis 15 Jahre. Das sind 14,5 Prozent der Bevölkerung.
Der Umsatz der deutschen Möbelindustrie lag im Jahr 2018 bei 18 Mrd. €. Anteilig produzierte die deutsche Möbelindustrie 2018 Kindermöbel im Wert von 2,6 Mrd. €. Hinzu kamen Kindermöbel-Importe im Wert von 1,9 Mrd. €. In der Summe ergibt sich ein Umsatzvolumen für Kindermöbel von 4,5 Mrd. € im Jahr 2018 und ein Möbelhandelsumsatz in Deutschland von 5 Mrd. €. Damit ist jedes siebte in Deutschland produzierte Möbel ein Kindermöbel. Pro Kind geben Eltern in der Summe 411 € pro Jahr für neue Kindermöbel aus. In den Export gehen deutsche Kindermöbel kaum, wenngleich es Unternehmen gibt, die gute Exporterfolge erzielen.
Das tatsächliche Umsatzvolumen mit Kindermöbeln liegt aber weitaus höher. Viele Eltern beschaffen sich gebrauchte Kindermöbel heute einfach über die digitale Infrastruktur. So können sie sparen und ihrem Nachwuchs auch die gewünschte Abwechslung bieten. Und nicht nur das. Unter dem Leitmotiv der Nachhaltigkeit achten Eltern auch hier auf Wertigkeit und ökologische Kriterien. Die Konsumhaltung der Share-Economy steht stellvertretend für den Abschied von einem traditionellen und materiellen Statusdenken.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der verkauften Kindermöbel damit gestiegen. Leicht gestiegen ist ebenfalls die Importware, so dass der Bereich Kinder- und Jugendmöbel ein solides Möbelsegment darstellt. Die Zukunftsaussichten auf dem deutschen Markt sind weiterhin positiv, auch wenn der Geburtenzuwachs in 2018 im Vergleich zu 2017 wieder leicht rückläufig war. Für 2019 wird eine stabile Geburtenziffer erwartet. Es werden in Deutschland, aber auch in anderen Ländern Europas wieder mehr Kinder geboren.
Entscheidend für den Erfolg der deutschen und europäischen Möbelindustrien wird weniger die Zielgruppenmenge sein als vielmehr, dem Importdruck standzuhalten. Importmöbel neigen dazu, den Markt weiter zu polarisieren. Die deutschen und europäischen Kindermöbelhersteller haben gute Chancen, wenn sie auf kindgerechte Sicherheit, gutes Design, Innovationen, Multifunktionen und die Verwendung ökologischer Materialien setzen. Gerade die Themen Ökologie, Nachhaltigkeit und Green Products werden in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Dies gerade bei Menschen, die mit ihrem Lebensprojekt „Eltern“ mehr Verantwortung übernehmen wollen.
Eltern
Die Menschen auf Erden werden tendenziell immer älter. Auch sind Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes heute durchschnittlich über 30 Jahre alt. Die dazugehörigen Väter sind in der Regel noch etwas älter. Damit sind Eltern in Deutschland heute deutlich älter als in allen früheren Generationen. Kinder haben in unserer Gesellschaft auch dadurch einen höheren Stellenwert bekommen. Sie sind für die meisten Eltern Wunschkinder. Heutigen Eltern ist es wichtig, Kinder gleichberechtigt, in elterlicher Geborgenheit und mit vielen Freiräumen aufwachsen zu lassen.
Kinder sind immer ein Spiegel der Kultur. Bei den Jugendlichen wird nun immer auffälliger, dass sich ihre Statussymbole vom materiellen hin zum ideellen ändern. In ihrem Fokus stehen Erfahrungen, Echtheit, Nachhaltigkeit. Sie sind aufgewachsen in einer digitalisierten, vernetzten und globalisierten Welt. Sie sind es gewohnt, mit vielen Reizen gleichzeitig umzugehen. Und sie entwickeln dabei neue Kompetenzen. Die „Fridays for Future“-Bewegung treibt den gesamtgesellschaftlichen Zeitgeist mutig voran. Dieser wird zu einer stärkeren Orientierung an nachhaltigen Werten führen.
Einrichtungstrends im Kinderzimmer
Beim Wohnen sind Kinderzimmer heute noch deutlich von der Einrichtung der Erwachsenen zu unterscheiden. Bei Jugendzimmern verwischt die Eigenständigkeit der Möbel aber mehr und mehr und sie ähneln sehr der Einrichtung von Micro-Appartements für erwachsene Singles. Die Entwicklung ist praktisch, denn so können die Jugendmöbel beim ersten Auszug aus dem Elternhaus in die erste Wohnung mitgenommen werden.
Die wichtigsten Kriterien zum Kauf von Kindermöbeln sind kindgerechte Sicherheit, gute Qualität und gutes Design. Sicherheit umschließt dabei die bekannten Aspekte, die ein Möbel selbst erfüllen muss: Standsicherheit, Kippsicherheit, Quetschsicherheit, etc.. Wir empfehlen hier vier Prüf-Siegel, die den Kauf von sicheren Kindermöbeln garantieren: das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit, den „Blauen Engel“ für emissionsarme Produkte, das TÜV-Siegel zu Schadstoffen und das „Goldene M“ als ein allumfassendes Sicherheits- und Qualitätssiegel für Möbel. Das ebenfalls wichtige Kriterium Design muss bei teuren wie preiswerten Kindermöbeln ästhetische Standards erfüllen, muss eine ordentliche Formensprache haben und die durch den Preis versprochene Qualität einhalten. Zu piefige, altmodische, steife oder langweilige Kindermöbel haben derzeit keine gute Marktperformance.
Sind die rationalen Kriterien klar, geht es um die Auswahl des Stils. Hier wird es für die Industrie immer aufwendiger, die richtigen Angebote zu machen. Denn auch bei Kindern und Jugendlichen ist längst der Trend zur Individualität angekommen. Die Vielfalt auf dem Markt ist immens. Von einheitlichen Stilen kann man vor dem Hintergrund des diversifizierten Konsumwunsches der Kinder und dem entsprechend geleiteten Konsumverhalten der Eltern nicht mehr sprechen. Andererseits gibt es Longseller, Bestseller, Moden und Kult, die auch im Kinderzimmer existieren.
Longseller im Kinder- und Jugendmöbelangebot sind nachhaltige Holzmöbel. Holz ist nachwachsend, nachhaltig und gesund und ist für „ältere“ Eltern die richtige Wahl für den Nachwuchs. Massivholzmöbel sind stets Unikate aus der Natur und daher immer einzigartig und individuell. Angefeuert wird der Trend außerdem durch die Nachhaltigkeitsdiskussion, denn Massivholzmöbel sind gesundheits- und umweltfreundlich.
Ebenso nicht mehr wegzudenken aus dem Kindermöbelangebot sind Themenzimmer. Seeräuber, Prinzessin, Fußball und Fee… - der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. Während die Geschlechtergrenzen in der Gesellschaft immer durchlässiger werden, ist die Warenwelt der Kinder rigide in zwei Geschlechter getrennt. Fast alle Produkte und auch Möbel für Kinder sind durchgegendert. Daher gibt es als Spielmöbel immer noch Miniaturküchen für Mädchen und Miniaturwerkbänke für Jungen. Es liegt an den Eltern, hier die traditionellen Rollen zu öffnen.
Aktuelle Trends
Bei den Funktionen bleiben mitwachsende und wandelbare Kindermöbel weiterhin beliebt. Durch einfache Umbauten sind sie sowohl im Baby- als auch im Kleinkindalter nutzbar. Aus einem Bettchen wird ein Tisch, ein Klettergerüst oder eine Bank. Aus dem Wickeltisch wird eine attraktive Kommode.
Flexible Stauraumlösungen sind im Kindermöbelangebot sehr gefragt. Ordnung im Kinderzimmer ist sicherlich ein Grund dafür, aber auch die Ausbreitung des Nachwuchses im ganzen Haus oder der ganzen Wohnung…. Hier helfen Rollcontainer, Klappboxen oder Zelte, um die Spielsachen wieder zu verstauen. Es geht aber auch um eine gute Übersicht, wenn Boxen mit Spielsachen, Bastelbedarf, Schulbüchern, Kleidung, Schuhen und Krimskrams zur Ausstattung des Kinderzimmers gehören. Trotz aller Digitalisierung bleiben echte, anfassbare Dinge im Kinderzimmer unentbehrlich.
Neben dem schönen und einladenden Aussehen des Kinderzimmers müssen Kindermöbel gut funktionieren. Der höhenverstellbare Schreibtisch, das verlängerbare Bett, der erweiterbare Schrank. Kindermöbel sind eher modulartig, denn sie müssen den sich verändernden Bedürfnissen des Kindes nachkommen und sich auch gerne noch für jüngere Geschwister oder zum Weiterverkauf eignen.
Im Kinderzimmer wechseln die Anforderungen oft im Minutentakt. Basteln, Lernen, Toben, Malen, Entspannen, Schlafen, Klettern und das alles an einem Nachmittag. Gute Möbelqualität und ein rundum sicherer Aufenthalts- und Rückzugsort sind einfach angesagt – wenn die Eltern hinsehen, aber auch wenn sie mal nicht dabei sind.