Verband der Deutschen Möbelindustrie e. V. (VDM)
Mit Bodenhaftung wohnen
Landhausstil 2.019.07.2018
Bad Honnef. Für zwei Drittel der Deutschen muss die eigene Wohnung gemütlich sein. Das Empfinden von Gemütlichkeit ist dabei natürlich individuell verschieden, doch gibt es gegenwärtig einen großen Trend, der als Landhaus 2.0 beschrieben werden kann. In unserer schnelllebigen Zeit ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen im eigenen Zuhause Echtes und Authentisches wollen. Mit einer organischen Formensprache, glaubwürdigen Materialien und warmen Farben geht das für die meisten Menschen besser, als mit schlichten, kantigen, kühlen Möbeln und Einrichtungsgegenständen. „Mit einer ungekünstelten Einrichtung bekommen die Menschen das ersehnte Gefühl von Bodenhaftung in die eigenen vier Wände. Beim Wohnen geht es heute um die Sehnsucht nach Echtheit, Wärme, Geborgenheit und Identität, also um all die Dinge, die die Digitalisierung genau nicht bietet“, erläutert Ursula Geismann, Trendanalystin vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM).
Der sogenannte Landhausstil ist ein alter Bekannter. Er entstand im England des 18. Jahrhunderts. In den schlossartigen Landhäusern des Adels und Bürgertums ergab sich wegen der typisch englischen Sammelleidenschaft ein bunter Mix gerne aus geschnitzten Eichenmöbeln der Renaissance, vergoldetem Stuck des Barock, Damastdraperien des Rokoko und den üppigen Polstermöbeln des Regency. In der Folge entwickelte sich daraus der Landhausstil als eine ungezwungene, aber doch kulturverbundene Melange. Die Beliebtheit der Mixtur ergriff anschließend zunächst Skandinavien, um von hier aus auch Deutschland und Europa zu erobern. Der Landhausstil entwickelt sich über Jahrzehnte mit seinen idyll-romantischen, teilweise idealtypisch-skandinavischen Elementen. „Wir sprechen heute von Landhaus 2.0, da die Möbel, Einrichtungsgegenstände, Dekorationen und Heimtextilien, sprich die ganze Wohnungseinrichtung, nicht mehr nur skandinavischen Stilelementen folgt, sondern vielmehr aus aller Welt das Beste und Schönste vereint“, so Geismann weiter. Ein wichtiger Grund für die Entwicklung hin zum Landhaus 2.0-Stil ist übrigens das Reisen. Reisen ist für die allermeisten Menschen Inspirationsquelle für das eigene Wohnen. Wer reist, nimmt viele unterschiedliche Impulse auf: Das professionell eingerichtete Hotelzimmer, den Stil der Restaurants und Bars, die Accessoires und Dekorationen anderer Kulturen.
Insgesamt werden in der kommenden Saison mehr organische Formen vor allem im Sitzmöbelbereich auf den Markt kommen. Organisches Design orientiert sich an der organischen Natur. Dynamische Rundungen und kraftvolle Wölbungen treten als auffällige Merkmale hervor. Organisches Design ist weich und grenzt sich daher deutlich von geometrischen und sachlichen Formen ab. Bei den Accessoires sind es Treibholz, Muscheln, Sand oder mundgeblasen anmutende Glasvasen mit zarten Farben. Bei den Heimtextilien punkten Leinen, Seide und grob gewebte Baumwolle. Wollfilz, Leder, Samt und Cord zählen zu den aktuell beliebten und natürlichen Bezugsstoffen. Bei allen weiteren Möbeln hat echtes Holz Hochkonjunktur. Auch Furnier aus echtem Holz als Oberflächenfinish ist wieder im Kommen.
Das eigene Zuhause wird behütet, gestaltet und geliebt. Kreativität macht sich breit und die eigene Wohnung wird zur Enklave von Zwanglosigkeit. Nach dem Motto „Die Welt ist mir zu viel, ich bin mir genug“ ist das Zuhause Schutz, Rückzugsort und heile Welt.
Foto 1: Organische, nicht scharf-eckige Sofaformen am liebsten in pastelligen Naturtönen sind beliebt. Foto: VDM/COR.
Foto 2: Möbel und Dekorationen sollen möglichst aus echten und damit authentischen Materialien bestehen. Foto: VDM/Koinor.
Foto 3: Die virtuelle Welt des Internets findet im eigenen Zuhause ihren Gegenpol mit echten Materialien, wie Holz, Leder oder Wollfilz. Foto: VDM/Hey-Sign