Bad Honnef/Neunkirchen-Seelscheid. „Meine Herzensangelegenheit ist die Zufriedenheit des Kunden. Nur wenn er zufrieden ist, bin ich es auch“, sagt Franz Stommel, Senior-Geschäftsführer des Fertighaus-Unternehmens Stommel Haus aus Neunkirchen-Seelscheid. Jedes Mal, wenn er einen Bauherrn nach Fertigstellung von dessen Wunschhaus besucht, freue er sich über die glücklichen Gesichter. Das ist es, was den 73-Jährigen auch heute noch antreibt. Und das sei keine Selbstverständlichkeit, schließlich ist er mittlerweile seit 60 Jahren im Beruf und seit 50 Jahren selbstständig. Gemeinsam mit seiner Frau Waltraud und seinem Sohn Ralf führt er das Unternehmen in dritter und vierter Generation.
Bei Stommel-Haus gibt es keine Standardhäuser. Jedes einzelne Haus ist individuell nach Kundenwunsch gebaut. Es sei heutzutage auch gar nicht mehr möglich, identische Häuser zu realisieren, ist sich Stommel sicher. „Nicht nur die individuellen Wünsche und unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten schieben diesem Vorhaben einen Riegel vor. Es gibt mittlerweile so viele Bebauungsvorschriften, die uns zwingen, immer wieder neu zu planen.“ Zwar habe auch Stommel Haus einen Katalog mit Beispielhäusern im Stadthaus-, Schwedenhaus-, Bauhaus- oder Landhausstil im Angebot. Aber in der Praxis gebe es „das Haus von der Stange“ längst nicht mehr.
Wenn er über seine Häuser redet, schwärmt Stommel vor allem vom außergewöhnlichen wohngesunden Raumklima. Allergiker berichten regelmäßig von der höheren Lebensqualität, die sie seit ihrem Umzug in ein Holzhaus made by Stommel verspüren. „Es lebt sich einfach gesünder, davon hat jeder Hausbewohner einen praktischen Nutzen“, ist Stommel überzeugt. „Vor allem Kinder, die in anderen Häusern mit Allergieproblemen und Atembeschwerden zu kämpfen haben, fühlen sich in einem Stommel Haus wohl und gesund.“
Auch mit der Auftragslage ist der Firmengründer sehr zufrieden. Die Bücher sind im Vorlauf von 14 Monaten voll. Nur eines erachtet er als problematisch: „Heutzutage warten wir bis zu einem halben Jahr auf eine Baugenehmigung. Wir könnten wesentlich schneller für unsere Kunden aktiv werden, sind aber auf die Behörden angewiesen“, so Stommel. In der Regel dauert die Realisierung eines Einfamilienhauses von der Bestellung bis zum fertigen Haus auf dem Grundstück zwischen 14 und 16 Monaten. Seit der Firmengründung im Jahr 1969 sind bei Stommel insgesamt 2.400 Häuser durch die Produktionsstraße gegangen. Mittlerweile sind es pro Jahr 60 Häuser.
50 Jahre Stommel Haus – eine Erfolgsgeschichte
Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1910 von Wilhelm Stommel, dem Großvater von Franz Stommel. Dieser wurde 1944 als einziger Junge von insgesamt sieben Geschwistern geboren. Schon aufgrund dieser Begebenheit schien es ausgemacht, dass er den Betrieb später übernehmen würde. Nach der Volksschule absolvierte Franz Stommel im Alter von 21 Jahren eine Lehre als Schreiner im Betrieb der Eltern, ehe er 1965 zum Studium an die Höhere Fachschule für Innenarchitektur in Beckum wechselte, um seine Meisterprüfung als Schreiner abzulegen. Doch es kam anders.
Ein verheerender Brand im elterlichen Betrieb zwang ihn zur vorzeitigen Rückkehr. Das Sägewerk, die Schreinerei, das Holzlager, der Stall und die Scheune. Alles brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der Schock in der Familie saß zunächst tief, doch Stommel gab nicht auf, sondern begann mit dem Wiederaufbau und hatte eine Vision. Nach dem unvorhergesehenen Umweg holte Stommel wenig später seinen Meister nach und baute das Unternehmen Schritt für Schritt von einer kleinen Schreinerei zu einem stetig wachsenden Spezialisten für Holzhäuser aus.
Die Inspiration dazu holte er sich bei der Bauausstellung „Constructa“ in Hannover. Zum ersten Mal sah der Holzliebhaber dort Häuser aus Holz, und fortan war es um ihn geschehen. Anders als noch sein Vater, der im Jahr drei bis vier Häuser in Stein-auf-Stein-Bauweise realisierte, setzte Stommel zu 100 Prozent auf den nachhaltigen Rohstoff. Der Druck auf den neuen Macher war groß, schließlich musste er von jetzt auf gleich die wirtschaftliche Verantwortung für sich, die Eltern und seine sechs Geschwister tragen. Um die Grundvoraussetzungen für den wirtschaftlichen Erfolg zu schaffen, machte er sich zunächst einen Trend Anfang der 1970er Jahre zu Eigen. Damals suchten viele Stadtbewohner nach Erholung im Grünen und erwarben Ferienhäuschen in der näheren Umgebung, die sie vor allem an Wochenenden nutzen wollten. Stommel sprang auf diesen Trend auf und baute 1971 für ein nahgelegenes Erholungsgebiet die ersten fünf Ferienhäuser als Blockbohlen-Bauten. Innerhalb von zwei Jahren plante und baute Stommel insgesamt 40 dieser Wochenendhäuschen und erwarb sich so insbesondere in der Region einen guten Ruf. Der Anfang war somit gemacht. Das erste Wohnhaus entsprang seiner Feder im Jahr 1975, es war das eigene Haus, das Franz und Waltraud Stommel bis heute bewohnen. In den Folgejahren steigerte das Unternehmen seine jährliche Häuser-Produktion kontinuierlich.
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsschritt in der Unternehmensgeschichte fand 1991 statt. Dem Wunsch der Kunden nach zweistöckigen Einfamilienhäusern mit großen Fenstern entsprach Stommel-Haus mit seinem Musterhaus „Sanssouci“. Dort setzte das Unternehmen erstmals eine Massivholzwand mit mittels Nut-und-Feder-Verbindung verbundenen senkrechten Blockbohlen ein. Es stellte sich nämlich bei der bisherigen Bauweise mit waagerechten Bohlen heraus, dass das Schwinden des Holzes zu mehreren Zentimetern Höhenverlust in der Wand führte und die Zahl der Reklamationen zunahm. Den dreischichtigen Aufbau, bestehend aus zwei Schalen senkrechter Bohlen und innenliegendem Dämmmaterial, ließ sich Stommel patentieren. Neben der standardisierten Rahmenbauweise mit 5 Zentimeter waagerechter Außenverschalung wird auch dieser Wandaufbau heute noch angeboten.
Aus vorbereiteten nordischen Hölzern entstehen step by step Traumhäuser
Das Baumaterial, die nordische Fichte, stammt aus Finnland und Schweden. Stommel kauft das Holz fix und fertig zur weiteren Verarbeitung ein. Das bedeutet, bei Ankunft in der Stommel-Produktion ist das Holz bereits fertig getrocknet und gehobelt und in der Länge keilverzinkt – die maximale Produktionslänge beträgt 14 Meter. Im ersten Bearbeitungsschritt wird das gelieferte Holz in der Hundegger-Abbundanlage zurecht geschnitten und mit handwerklichen Verbindungen möglichst ohne Verschraubung für die Stommel-typischen Wand- und Deckenaufbauten konstruiert. Im Anschluss werden die Holzelemente dann zu Wandtafeln verarbeitet, lackiert und mit Fenstern und Türen versehen. Die im Wandaufbau liegende Installationsebene wird auf der Baustelle von den jeweiligen Gewerken fachgerecht befüllt.
Das Kundenklientel umfasst naturbewusste Privatleute und Wohnungsbau-gesellschaften. Auch wenn das Unternehmen schwerpunktmäßig weiterhin Einfamilienhäuser im Bergischen Land errichtet, so realisiert es mittlerweile auch routiniert Projekte etwa im Schwarzwald, in den Benelux-Ländern und sogar in England und Schottland. Heute arbeiten rund 60 Mitarbeiter für Stommel Haus, wobei je 25 in der Produktion und im Büro, sprich der Verwaltung und im Kundendienst arbeiten. 10 Monteure sorgen für einen reibungslosen Ablauf auf der Baustelle.
Zukunftsprojekte „Mehrfamilienhäuser“ und Lean-Management
Hatte sich Stommel Haus bis vor kurzem noch ausschließlich auf die Produktion von Einfamilienhäusern konzentriert, so arbeitet der Juniorchef derzeit in Jülich an einem weiteren Geschäftsfeld mit Zukunftspotenzial. Im Auftrag einer Wohnbaugesellschaft baut Ralf Stommel aktuell eine Mehrfamilienhausanlage, bestehend aus sechs Häusern à drei Etagen und insgesamt 45 Wohnungen. Offen ist das Unternehmen für allerlei individuelle Wünsche von Bauherren. Aktuell tüfteln die Stommel-Mitarbeiter im Kundenauftrag an einem Loftelement, was es so bislang noch nicht gibt. Aber, wenn es möglich ist, wird Stommel Haus auch diesem Kunden seinen Wunsch erfüllen.
Ein weiteres Indiz dafür, dass sich das Unternehmen für die Zukunft rüstet, ist die vor einem Jahr eingeleitete Installation eines firmeninternen Lean-Management-Prozesses. Unter Federführung von Geschäftsführer Ralf Stommel und dem internen Lean-Manager Stephan Löttgen werden die Ziele verfolgt, die Produktion effektiver zu machen, die Verschwendung von Zeit und Material zu minimieren und die Arbeitsabläufe der einzelnen Mitarbeiter zu erleichtern. Grundlage hierfür ist das tägliche Meeting um 9:30 Uhr in der Werkshalle, an dem neben der Geschäftsführung die gesamte Belegschaft teilnimmt. Dort werden Probleme und Schwierigkeiten im Arbeitsalltag offen angesprochen und Lösungsansätze entwickelt. Aber auch private und persönliche Anliegen finden hier Gehör. Nicht nur die „jungen Wilden“ sind von dem Lean-Management-Prozess begeistert. Auch der anfänglich kritische Senior-Chef Franz Stommel ist mittlerweile von dem Konzept überzeugt. Kein Wunder, schließlich sind die Fortschritte innerhalb des Unternehmens und bei nahezu jedem Mitarbeiter sowohl für das Stommel-Team als auch für Externe klar erkennbar. Die Mitarbeiter arbeiten gerne bei Stommel und sind durch die aktive Teilhabe an der Unternehmensentwicklung noch motivierter – und davon profitierten das Unternehmen und die Geschäftsführung am meisten. BDF/hb
Informationen zum Fertigbau unter
www.fertighauswelt.de und
www.fertigbau.de.
Bild 1:
„Das Musterhaus ‚Bambus‘ ist ein lichtdurchflutetes Massivholzhaus mit fließenden Übergängen zwischen Innen und Außen“. Foto: Stommel-Haus
Bild 2:
„Die sichtbare Tragkonstruktion ist ein Stommel-Markenzeichen“. Foto: Stommel-Haus
Bild 3:
„Franz Stommel ist immer noch mit Begeisterung dabei“. Foto: BDF