Bonn. Es gibt diejenigen, die über soziales Engagement reden und diejenigen, die es anpacken und umsetzen. Zu letzteren gehören die Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V. aus Bonn. Aufgrund des absehbaren Fachkräftemangels in der Branche kann Flüchtlingen eine gute berufliche Perspektive geboten werden.
Das Unternehmen Georg Schrepfer aus Nürnberg hat in Nabi Khanjigazov einen wertvollen neuen Mitarbeiter gefunden. Nabi stammt aus Aserbaidschan und hat mit Genehmigung der Ausländerbehörde eine Ausbildung zum Holzmechaniker in der Fachrichtung „Verpackung“ begonnen. „Der inzwischen dreifache Vater hat eine tolle Entwicklung hinter sich. Seine Sprachkenntnisse sind inzwischen sehr gut und wir können den neuen Mitarbeiter sogar schon als Verpacker bei unseren Kunden einsetzen“, freut sich Geschäftsführer Thomas Bach. „Wir freuen uns, in ihm einen äußerst zuverlässigen und wissbegierigen Mitarbeiter gefunden zu haben“, so der Unternehmer weiter und schließt: „Es ist heutzutage schwer, Mitarbeiter zu finden, die handwerklich arbeiten wollen. Ohne qualifizierte Mitarbeiter können wir unsere Dienstleistungen und Produkte nicht anbieten und unsere Geschäftsgrundlage wäre uns entzogen.“
Ähnlich begeistert über gleich zwei neue Mitarbeiter ist Anja Seibel-Jonas, Geschäftsführerin der Borkener Kistenfabrik aus Borken. Muhammad Ali Abdul Fattah stammt aus Syrien und ist aktuell noch über eine Zeitarbeitsfirma bei dem Spezialisten für Holz und Stahlverpackungen tätig. „Wir sind begeistert von unserem neuen Mitarbeiter und würden ihn sehr gerne fest einstellen. Das Problem ist nur, dass er gerne eine kaufmännische Ausbildung bei uns machen würde, wir aber derzeit genug Auszubildende haben“, so Seibel-Jonas. Ein zweiter Flüchtling, Omorodion Joseph Igbinovia aus Nigeria, ist seit mehreren Wochen bei dem Borkener Unternehmen aktiv. „Er arbeitet ein halbes Jahr bei uns zur Probe und er ist äußerst fleißig und engagiert. Er macht sich sehr gut und hat gute Chancen, fest eingestellt zu werden“, so die Unternehmerin.
Qaisudein Azimi aus Afghanistan hat eine neue berufliche Heimat bei dem Unternehmen Allgaier Verpackungs GmbH & Co. KG aus Neu-Ulm gefunden. Mit seiner bisher vorläufigen Arbeitserlaubnis kann er in dem Unternehmen arbeiten und wird aktuell in dem Bereich Fertigung eingesetzt. „Bisher funktioniert das sehr gut und wir hoffen, dass es auch weiterhin so positiv läuft“, freut sich Anja Mack, Personalverantwortliche bei Allgaier. Allgemein sei es jedoch mit viel Aufwand verbunden, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen und man müsse die Bewerber als Unternehmen natürlich betreuen und unterstützen. „Das machen wir gerne und beantworten die vielen Fragen zu Dingen, die für uns ‚selbstverständlich‘ sind, aber für geflüchtete Menschen aus fernen Ländern viele Fragezeichen aufwerfen“, so Anja Mack.
Auch bei der Firma Noack aus Iphofen hat man sich des Schicksals traumatisierter Flüchtlinge angenommen und bietet ihnen eine Chance auf einen beruflichen Neueinstieg. Mazen Sleilati aus Syrien ist im Bereich Paletten-Recycling beschäftigt, trennt die großformatigen Paletten mittels einer liegenden Bandsäge auf und sortiert die Teile. „Ein weiterer Mitarbeiter ist der Syrer Ibrahim Kaduni. Er ist im Bereich Kistenbau beschäftigt und studiert zu unserer großen Freude mittlerweile. Herr Kaduni hat das letzte Jahr voll bei uns gearbeitet und arbeitet nun in Teilzeit bei uns weiter“, so Geschäftsführer Dietmar Noack. Der dritte Flüchtling im Bunde – ebenfalls aus Syrien stammend – ist Bassam Alfares. „Bassam Alfares war ein Jahr bei uns beschäftigt und macht jetzt einen Deutschkurs. Danach wird er wieder zu uns zurückkehren“, freut sich Noack.
„Diese positiven Beispiele für das besondere soziale Engagement unserer Unternehmen ließen sich nahezu endlos weiterführen. Ich finde es sehr beeindruckend, dass in unserer Branche nicht nur über das Thema ‚Flüchtlinge‘ gesprochen wird, sondern dass so offensiv und positiv mit den Menschen umgegangen wird. Jeder verdient eine berufliche Chance, egal woher er stammt und in unseren Firmen wird den Neuankömmlingen diese Chance gegeben und sie haben darüber hinaus eine sehr gute berufliche Perspektive“, so Jan Kurth, Geschäftsführer des Bundesverbandes Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V. aus Bonn. Neben diesem besonderen sozialen Engagement weise die Beschäftigung von Flüchtlingen in der Holzpackmittelbranche zusätzlich eine konkrete wirtschaftliche Komponente auf: „Schon aktuell können in vielen Unternehmen die offenen Stellen nicht mehr besetzt werden und eine weitere Verschärfung ist angesichts der demografischen Entwicklung absehbar. Wir brauchen die Komponente Zuwanderung dringend und möchten den Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, nicht nur eine Integrations-Chance, sondern darüber hinaus eine qualifizierte berufliche Perspektive bieten. Derzeit ist der Anteil der Flüchtlinge in der HPE-Branche vergleichsweise gering, doch das Interesse an diesem Thema wächst spürbar, was lebhafte Diskussion bei Verbandsveranstaltungen belegen“, schließt Kurth. HPE/DS
Bild 1: Nabi Khanjigazov aus Aserbaidschan mit seinem Kollegen Christian Philipp im Produktionsbereich der Firma Georg Schrepfer aus Nürnberg. Foto: HPE/Georg Schrepfer
Bild 2: Omorodion Joseph Igbinovia aus Nigeria und Muhammad Ali Abdul Fattah aus Syrien auf dem Gelände der Borkener Kistenfabrik aus Borken. Foto: HPE/Borkener Kistenfabrik
Bild 3: Qaisudein Azimi aus Afghanistan bei der Arbeit. Foto: HPE/Allgaier Verpackung
Bild 4: Ibrahim Kaduni aus Syrien arbeitet bei der Firma Noack aus Iphofen. Auf dem Bild nagelt er gerade Kufen für Recycling-Paletten. Foto: HPE/Noack
Weitere Informationen unter
www.hpe.de
Zum HPE: Der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V. ist ein Fachverband mit mehr als 400 überwiegend inhabergeführten Unternehmen aus allen Bereichen der Holzpackmittelindustrie, die etwa 80 Prozent des Branchenumsatzes von rund 2,3 Milliarden Euro repräsentieren. Die Mitglieder des HPE sind Anbieter von Paletten, Packmitteln, Kabeltrommeln, Steigen und Spankörben aus Holz sowie Dienstleister aus den Bereichen Verpacken, Containerstau und Logistik. Der hochgerechnete Holzbedarf der Branche liegt – inklusive der Kleinbetriebe unter 20 Mitarbeitern – bei rund sechs Millionen Kubikmetern.