HDH

Verband der Deutschen Möbelindustrie e. V. (VDM)

Trends von der imm cologne / LivingKitchen 2017



11.01.2017

Weitere Infos:
Ursula Geismann
u.geismann@holzindustrie.de

2. Ansprechpartner
Fabian Tews
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Ursula Geismann, Pressesprecherin und Trendanalystin
des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie e.V.
anlässlich der Pressekonferenz zur
imm cologne und LivingKitchen 2017,
am 11. Januar 2017 in Köln



Zuhause: Entschleunigung ist angesagt

Wohnen: Plüsch und Purismus finden zueinander

Möbel: Das Normal-Sofa ist out



Gute Stimmung in der Möbelindustrie
Das Jahr 2016 war ein gutes Jahr für die deutsche Möbelindustrie. Die Exportquote konnte mit 32 Prozent anziehen und der Inlandsmarkt wuchs um rund 3,5 Prozent. Bei Möbeln „Made in Germany“ punkten gutes Design, hohe Qualität, eine nie dagewesene Variantenvielfalt und nicht zuletzt die Lieferzuverlässigkeit unserer deutschen Hersteller. Hinzu kommt die technisch ausgereifte Qualität des Möbels, eine buchstäbliche Rundum-Sicherheit, wie die Nutzung ausschließlich legaler Rohstoffe, die mit den Materialien verbundene garantierte Wohngesundheit, die hohen ökologischen Ansprüche, die fairen Arbeitsbedingungen im Design- und Produktionsprozess und beim Partner Handel eine gute Servicequalität und eine reibungslose Reklamationsbearbeitung. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass 36 Prozent der in Deutschland verkauften Möbel aus deutscher Produktion stammen. Deutschland hat 5 Prozent Anteil an der weltweiten Möbelproduktion und ist damit nach China und den USA an dritter Stelle. Eine beachtliche Position, die es zu verteidigen gilt. Einmal als Produktionsstandort für Möbel, dann aber auch für die Garantie der oben aufgezählten Faktoren. Die deutsche Möbelindustrie blickt optimistisch in die Zukunft. Weltweite Handelsströme nehmen weiter zu und das deutsche Möbel mit seinem guten Image wird seinen Stellenwert ausbauen können. Dieser Ausbau wird nicht nur im absolut hochwertigen Preisbereich stattfinden. Wir können mit unseren Angeboten längst in der Mitte des Marktes mithalten. Unser Partner, der Möbelhandel, wird durch attraktive Inszenierungen die Lust am Einkauf weiter anspornen und findet dabei viel Unterstützung bei den Ausstellern der imm cologne, die starke Gesamtkonzepte präsentieren. Derzeit gibt es in Deutschland 41 Millionen Haushalte. Tendenz weiter steigend - denn es gibt immer mehr Single- und Zweipersonen-Haushalte, die sich auch alle einrichten wollen und müssen.

Megatrends durchdringen das Wohnen
Unser Leben wird von grundlegenden gesellschaftlichen Einflüssen geprägt. Zur Beschreibung dieser weltumschließenden Kräfte wird das Wort „Megatrends“ genutzt. Megatrends sind die offensichtlichen aber auch die unbemerkten Tiefenströmungen von Gesellschaften, die in unterschiedlichem Maße stattfinden. Megatrends können mehrere Jahrzehnte aktuell sein, denn sie beschreiben Phänomene langfristig und dauerhaft. Somit unterscheiden sie sich deutlich von Trends, Moden und vom kurzfristigen Hype. Die gegenwärtigen zwölf Megatrends sind Konnektivität, Gender shift, Silver Society, Mobilität, Neo-Ökologie, Sicherheit, Gesundheit, New Work, Urbanisierung, Individualisierung, Globalisierung und Neues Lernen.

Sie alle bestimmen die Ansprüche an das Bauen, das Wohnen und die Auswirkungen auf das Produkt Möbel. Megatrends sind Ausdruck des menschlichen Bedürfnisses, die Welt zu sortieren, ihre Komplexität zu reduzieren und eben die Zukunft berechenbar zu machen.

Zugespitzt lassen sich aus der Megatrendforschung und der im Vorfeld der imm cologne 2017 durchgeführten VDM-Ausstellerbefragung folgende wichtige Trends und Tendenzen im Möbel- und Einrichtungsangebot der neuen Saison 2017 ableiten:

Tür zu und Ruhe. Der Rückzug in die eigenen vier Wände hält an. Sich zu politischen Lasten entwickelnde Ereignisse kreuzen die Wege der eigentlich friedfertigen Bevölkerung, die gar kein Konfliktinteresse hat. Die „Generation Global“ ist innerlicher Deserteur, denn ihr liegt vor allem Harmonie am Herzen. Nach dem Motto: „Die Welt ist mir zu viel, ich selbst bin mir genug“, sind viele Menschen überfordert mit der Schnelligkeit der Ereignisse und mit den Phänomenen selbst. Weihnachten wurde im vergangenen Jahr herbeigesehnt wie nur selten zuvor. Steigende Weihnachtsbaumverkäufe und ein umsatzstarker Einzelhandel profitieren von der Sehnsucht der Menschen nach Rückzug, nach Glücklichsein und Glücklichmachen, und nach Ruhe. Die Schnelligkeit der Digitalisierung trägt ihres dazu bei. Für die meisten Menschen wird die Entschleunigung im Zuhause zum verständlichen und gelebten Anspruch.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele aktuelle Möbel einen Nostalgiecharakter haben. Denn diese Entwürfe haben Zeitbezug, kommen aus einer (vermeintlich) besseren Zeit und sind verlässlich wie ein guter alter Freund. Die uns seit der letzten Saison bekannten Möbel in Anlehnung an das Mid Century Design erfreuen sich daher weiter hoher Nachfrage. In dieses Nostalgiebild passen auch die sogenannten Klassiker, also Möbel, die fast jedem in ihrer Formensprache irgendwie bekannt vorkommen. Ob aus der Bauhaus-Zeit oder aus den 1950ern, Klassiker erfreuen sich starker Beliebtheit. Sie sind wertstabil, nachhaltig und langlebig. Ja, sie sind für manche Käufer sogar Wertanlagen für Generationen, die weitervererbt werden können, so wie eine Luxusmarkenarmbanduhr.

Auffällig beliebt sind daneben regionale Kulturthemen, die bestimmte Traditionen widerspiegeln. Allen voran wurde im vergangenen Jahr eine starke Oktoberfest-Romantik mit entsprechenden Stilelementen beim Wohnen festgestellt. Die Kuckucksuhr, das Hirschgeweih, der hölzerne Stuhl mit ausgesägtem Herz, die rustikale offene Feuerstelle, …, auch hier zeigt sich Plüsch, Barockes, ja zuweilen Kitsch. Heimatdesign hat für viele Menschen einen kultigen Charakter bekommen.

Man könnte meinen „Plüsch oder Purismus“ lautet die Devise. Allerdings fällt das genau Typische in der vor allem individuellen Auswahl immer mehr weg, so dass man eher von einem unkonventionellen Wohnstil mit uneinheitlich ausgesuchten Möbeln und Wohnaccessoires sprechen muss. Wir werden in Zukunft noch individueller wohnen, vielfältiger, persönlicher. Um uns mehr wohlzufühlen! Nüchternheit und Kitsch passen dann auch zusammen - wie im echten Leben.

Sicherheitskultur statt Risikogesellschaft. Sicherheit wandelt von einem passiven Zustand in einen aktiven Prozess. Beim Bauen ist das schon ganz deutlich, wenn mehrfach gesicherte Tür- und Fensterschlösser, automatische Rollladen oder Video-Überwachung zum Einsatz kommen. Beim Wohnen sind es kontrollierende Apps, die zusammen mit Elektrogeräten in der Küche oder beim Wasserzulauf im Badezimmer Temperatur etc. regeln. Sicherheit belegt den Wunsch nach Kontrolle und Freiheit zugleich. Gerade in Sachen Freiheit formieren sich aber schon die Kritiker vor dem Datenberg, den die kommerziellen Datenanalysten für ihre nächste Werbestrategie erklimmen wollen. Amazon zeigt, wie gezielt Verbraucher heute schon durch einfaches Interesse „zugeballert“ werden.

Design für Alle – Funktion und Faulenzerei vereinigen sich. Ältere Menschen wollen zu Hause wohnen bleiben. Smart Home Technologien, von Sicherheitskonzepten wie 24-Stunden-Notknopf, Sturz-Alarm unterm Teppich, über eingebaute „Convenience“ im Möbel, wie LED-Licht unterm Bett oder im Kleiderschrank, bis hin zu Toilettenbrillen mit Reinigungsfunktion, tief eingebauten Duschen, fahrenden Sesseln oder Aufstehhilfen, stehen erst am Anfang ihrer Entwicklung. Küchentechnik wird sich zusammen mit Apps auf der diesjährigen LivingKitchen beispielsweise mit vollautomatischer Einkaufsunterstützung präsentieren. Die Entwicklung geht vor allem in Richtung Convenience, Bequemlichkeit und Erleichterung. So gesehen hat die ältere Generation echte funktionale Vorteile von diesen Erleichterungen, während die Jungen auch profitieren und ihrem Müßiggang weiter frönen können. Das bringt ihnen mehr Zeit für Faulenzerei. Inzwischen wird ernsthaft in der Werbung diskutiert, ob der alte Slogan „Sex sells“ nicht längst durch „Faulheit sells“, als wirkungsvollere Motivation menschlichen Daseins, abgelöst wurde.

Wir werden auf kleinerem Raum wohnen. Die Landflucht ist ungebrochen und die hohen Mieten der Großstädte drängen uns in kleinere Wohnungen. Der ehemals öffentliche Raum der Stadt wird dabei privater. Möbel werden daher noch einmal multifunktionaler, kompakter und auch kleiner. Auf der imm cologne und der LivingKitchen wird es viele Angebote mit multifunktionalem Charakter geben. Den meisten deutschen wie internationalen Herstellern ist der Megatrend Urbanisierung für die Entwicklung ihrer neuen Produkte präsent. Micro- und Mini-Appartements brauchen kleine Topp-Möbel.

Das klassische Sofa ist out. Früher war es die 123-Garnitur, die mit einem Dreier-, einem Zweier-Sofa und einem passenden Einzelsessel in den allermeisten Wohnzimmern stand. Die Familie auf den Sofas, der Vater auf dem Einzelsessel, alle mit dem Kopf in Blickrichtung Fernsehen. Zigaretten, Bier und Chips vollendeten den Samstagabend. Seither hat sich vieles geändert. Danach kamen voluminöse Wohnlandschaften, manchmal als Eckkombinationen, dann eher kleinerer Zweiersofas, an denen Armlehnen und Sitztiefen verändert werden konnten. Die Sofamodelle der kommenden Saison zeichnen sich vor allem durch Vielfältigkeit aus. Zum einen sind sie eher filigran in ihrer Formensprache und zum anderen höchst unterschiedlich. Ob nun eine Recamiere, oder wie man heute sagt, Longchair, oder ein Chaiselongue, heute Longback-Chair, ein Ottoman, also Liegesofa ohne Rückenlehne, heute Lounge Sofa, der Auswahl sind kaum Grenzen gesetzt und die Vielfalt wird auch verlangt. Das Wohnverhalten hat sich grundlegend geändert.

Das Wohnzimmer verliert an Bedeutung. Seit Tablets, kleine transportable Monitore und Smart-Phones sich immer mehr verbreiten, verliert das Zentral-TV an Bedeutung. Seit offene Essräume, angedockt an Küche und Wohnraum, mit bequemen Esssesseln ausgestattet sind, zieht keine Gesellschaft mehr ins Wohnzimmer um. Das Wohnzimmer wird zum Ort des privaten Rückzugs. Hier findet sich Entspannung und Privatheit. Der Longchair trifft genau das neue Bedürfnis nach bequemer und entspannter Haltung.

Wir werden „gesünder“ Wohnen. Schon heute bevorzugen die Menschen ökologische Materialien. Dazu gehören Leder, Holz, Schiefer, Marmor, Kork und Wollfilz. Diese natürlichen Materialien zeichnen sich auch oft durch sogenannte Lebensspuren aus. Diese werden – ob absichtlich hinzugefügt oder tatsächlich wie Patina entstanden – als individuell, einzigartig und eben natürlich wahrgenommen. Die Sensibilität für Umwelt und Gesundheit wächst weiter. Die weltweit einflussreiche US-Farbfirma Pantone hat für 2017 den Farbton „Greenery“ als Jahresfarbe ausgerufen. Neben den vielen „grünen“ Produktbeispielen, die etwa bei Lebensmitteln oder Logo-Farben von digitalen Start-ups punkten, soll sie auch das Lebensgefühl unserer Gesellschaften widerspiegeln. Unsere Städter haben Land- und Wanderlust und ein Bedürfnis nach tiefem Luftholen in einer atemlosen Gesellschaft. Massivholz und andere Naturmaterialien sind bei Möbeln herzlich willkommen. Landromantik als Ort des „guten Lebens“ ist heute mehr und mehr der Gegenentwurf zur anonymen, schmutzigen und krankmachenden Stadt. Landmagazine erfreuen ein Millionenpublikum. Diese neue Ländlichkeit kann den Weg zu mehr Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Solidarität weisen.

Bad und Küche werden Zwillinge. Dadurch, dass sich die Funktionsbereiche des Wohnens immer mehr entgrenzen und miteinander verschmelzen, wird das Wohnen generell wohnlicher. Der einstige Hygiene-Raum Badezimmer wird ebenso heimelig und gemütlich, wie auch der Funktionsraum Küche einen behaglichen Wohncharakter bekam. Waschtisch oder Spülstein, elegante und glatte Möbelfronten, Materialkombinationen aus Holz, Glas und Stein, das alles bei sehr funktionaler LED-Beleuchtung, so zeigt sich heute eine ästhetische Annäherung der Möbelelemente für diese einst deutlich unterschiedlichen Bereiche. Inzwischen entdecken auch Bad-Entwickler die Steuerung mit Hilfe von Apps. Per Smart-Phone-Touch füllt sich die Badewanne mit der gewünschten Wassertemperatur und Menge schon vom Auto aus. Neben Hygiene ist es auch die tägliche Wellness-Routine, die inzwischen im wohnlichen Badezimmer stattfindet.

Der textile Bereich ist farbenfroh. Gefüttert vom Megatrend Individualisierung wird das Wohnen vor allem im textilen Bereich bunter. Hinzu kommen immer mehr mutige Endkunden, die Farben und Muster frei miteinander kombinieren. Streifen, florale Stoffe, abstrakte Grafik. Das Ornament bleibt als opulentes Dessin ein beliebtes Thema. Bei allen Stoffen spielt das haptische Erleben nach wie vor eine große Rolle. Moderne Bezugsstoffe können sehr glatt, weich oder reliefartig sein und das alles auch zusammen. Die Auswahl quer durch alle angebotenen Stil-Genres führt unweigerlich zu einem Stilbruch. Dieser ist den Menschen aber willkommen, da sie damit ihre persönliche Einzigartigkeit zum Ausdruck bringen können. Rot-Töne sind im Angebot, auch das appetitanregende Orange und Grün in vielen Facetten. Naturtöne bleiben. Grau als Frontfarbe hat sich etabliert.

Welt-Design kommt. Da Design in jeder Zeit Ikonen produzieren kann, ist es folglich mit dem Zeitgeist eng verknüpft. Aktualität, Modernität und Neuheit werden im Entwurf vereint. Ein typisch deutsches Design gibt es dabei heute nicht mehr. Es gab den Biedermeier-, den Jugend- und den Gründerzeitstil mit seiner charakteristischen Formensprache, dann die Bauhaus-Schule mit ihrer sachlichen Interpretation von Design. Heute ist Design international, es ist Welt-Design, für die ganze Welt und aus der ganzen Welt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts machte man dafür die Internationalisierung durch eine sogenannte kulturelle Kolonialisierung verantwortlich. 150 Jahre später die Globalisierung, weil die Möbel weltweit eine globalere Formensprache annehmen, die sich vor allem im urbanen Raum durch die sich anpassenden Wohngewohnheiten ergibt.

Die Menschen lieben das Wohnen. So blicken unsere Branchen 2017 positiv optimistisch in die Zukunft. Die in der kommenden Woche öffnende imm cologne und living kitchen 2017 gibt unseren Besuchern den besten Überblick der neuesten Wohn-, Möbel- und Einrichtungsideen. Freuen wir uns darauf.

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