HDH

Hauptverband der Deutschen Holzindustrie e.V. (HDH)

Umsatz der Holzindustrie stieg im 1. Halbjahr um 4,3 Prozent



29.09.2016

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Ursula Geismann
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Fabian Tews
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Deutschland

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Johannes Schwörer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH), erklärte beim Jahres-Wirtschafts-Pressegespräch am gestrigen 28. September 2016:

Umsatz der Holzindustrie stieg im 1. Halbjahr um 4,3 Prozent


HDH fordert 1/3 öffentliche Neubauten mit Holz


Landesbauordnungen müssen endlich vereinheitlich werden


Breitbandinfrastruktur im ländlichen Bereich ausbauen



Die deutsche Holzindustrie blickt auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2016 zurück. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurde ein kräftiges Umsatzwachstum von 4,3 Prozent auf 17,4 Mrd. € erzielt (2015: 16,7 Mrd. €). Damit hat sich die Branchenkonjunktur deutlich beschleunigt, denn im Vergleichszeitraum 2015 lag das Umsatzplus der Branche bei lediglich 1,5 Prozent.

In der deutschen Holzindustrie waren im ersten Halbjahr 2016 insgesamt 148.982 Männer und Frauen in 941 Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging die Zahl der Betriebe zwar um 0,8 Prozent zurück, jedoch nahm die Zahl der Beschäftigten mit einem Plus von 0,7 Prozent wieder leicht zu.

Der Hauptgrund für das deutliche Umsatzplus ist - nicht zuletzt durch die Zuwanderung - fraglos die erhebliche Zunahme der Bauaktivitäten, die auf gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und unverändert niedrige Zinsen zurückzuführen ist. Die meisten unserer Unternehmen sind direkt oder indirekt von der Baukonjunktur abhängig, entweder weil sie Bauten herstellen, Baumaterial liefern oder den fertiggestellten Wohnraum einrichten. Im Mehrfamilienhausbau legte die Zahl der genehmigten Wohnungen im ersten Halbjahr 2016 um 30,7 Prozent auf über 80.000 zu. Im Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern stieg die Zahl der Häuser deutlich um 12,6 Prozent auf knapp 56.000.

Die unmittelbarsten und positivsten Auswirkungen hat dies auf das Segment des so genannten „baunahen Bereichs“. Dieser umfasst die Hersteller von Fertighäusern, Fenstern, Türen, Treppen und anderen Bauelementen. Hier wuchs der Umsatz im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 12,8 Prozent auf über 2,5 Mrd. €.

Der Fertigbau hat hierbei für uns besonderes branchenpolitisches Gewicht. Deshalb freut uns sehr, dass wir aktuell hohe Anteile am Gesamtbaumarkt halten und uns in den letzten Jahren sehr erfolgreich positioniert haben. Im ersten Halbjahr 2016 schneidet der Fertigbau mit einem Baugenehmigungsplus von 16,7 Prozent deutlich besser ab als der Gesamtbaumarkt (dort Steigerung um 12,6 Prozent). Insgesamt wurden von Januar bis Juni des laufenden Jahres knapp 56.000 Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt, davon fast 9.500 in Fertigbauweise. Der bundesweite Anteil des Fertigbaus stieg damit auf einen neuen Halbjahresrekordwert von 17 Prozent. In einigen Regionen liegt dieser Anteil sogar noch erheblich höher. Den besten Wert unter den Flächenländern erreicht Hessen mit einem Wert von 29,1 Prozent. Hier wird ebenso wie in Baden-Württemberg aktuell mehr als jedes vierte Haus in Fertigbauweise erstellt (28,2 %).

Damit spielt unsere Branche durch den CO2-neutralen Werkstoff Holz bei einer der größten politischen Herausforderungen eine sehr wichtige Rolle: Die Bundesregierung strebt einen klimaneutralen Gebäudebestand im Jahr 2050 an. Um dieses Ziel auch nur annähernd zu erreichen, ist es aus ökologischer Sicht unumgänglich, den CO2-Speichereffekt von Holzprodukten viel stärker auszunutzen und das Bauen mit Holz gezielt zu fördern. So sollte zum Beispiel mindestens ein Drittel der öffentlichen Bauvergaben verbindlich in Holzbauweise realisiert werden.

Wenn man im Sinne nachhaltigen Handelns die Verwendung von Holz als Werk- und Baustoff - übrigens gerne auch von politischer Seite - propagiert, ist es jedoch widersinnig, gleichzeitig immer weitere Flächenstilllegungen vorzunehmen. Wenn wir unsere CO2-Ziele erreichen wollen, schaffen wir das nur mit Holz und müssen infolgedessen der Wirtschaft auch Holz in ausreichendem Maße zur Verfügung stellen. Hier muss ausgewogen agiert werden. Es darf kein ideologischer Beton angerührt werden.

Die Holzbauweise ist der Schlüssel für anpassungs- und zukunftsfähige Wohnraumkonzepte. Er eignet sich hervorragend für die Nachverdichtung urbaner Wohngebiete, insbesondere für Mehrgeschossbau und Aufstockungen.

Leider müssen wir jedoch feststellen, dass der Holzbau in vielen Bundesländern noch immer durch den Gesetzgeber benachteiligt wird. Laut einer Studie des Thünen-Instituts in Hamburg ist dies in fünf von 16 Bundesländern der Fall. Der Grund dafür ist, dass in den betreffenden Landesbauordnungen noch immer längst überholte Hemmnisse für den Holzbau weitergeführt werden. In anderen Bundesländern wurden diese Vorschriften längst dem Stand der Technik angepasst, so dass Chancengleichheit gegenüber konventionellen Bauweisen hergestellt wird. Baden-Württemberg ist das beste Beispiel für dieses Umdenken. Hier wurden schon früh die technischen Möglichkeiten des modernen Holzbaus in seiner Landesbauordnung berücksichtigt und damit eine Vorbildfunktion eingenommen. Andere Länder, zum Beispiel Rheinland-Pfalz, haben inzwischen nachgezogen. Aus unserer Sicht ist es höchst sinnvoll, die gesetzlichen Hemmnisse für den Holzbau so schnell und so weit wie möglich abzubauen. Wir fordern daher den im Grunde einfachsten Weg: wir erwarten, dass die Regelungen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in die Musterbauordnung des Bundes und die anderen Landesbauordnungen übernommen werden. Eine solche Harmonisierung würde ganz nebenbei die Genehmigungsverfahren für alle Bauweisen vereinfachen und das Bauen einfacher, unbürokratischer, schneller und kostengünstiger machen.

Das zweitgrößte Segment des Holzgewerbes – die Holzwerkstoffindustrie – verzeichnete einen leichten Umsatzanstieg um 1,2 Prozent auf rund 2,5 Mrd. €. Die Sägewerke partizipieren als Zulieferer für den baunahen Bereich und die Möbelindustrie stark an den dortigen Umsatzzuwächsen und verzeichneten daher im ersten Halbjahr ein deutliches Plus von 3,3 Prozent auf 2,1 Mrd. €. Auch die Nachfrage nach Holzverpackungen steigt: Die amtlichen Werte weisen von Januar bis Juni 2016 einen Umsatzanstieg von 4,4 Prozent auf über 330 Mio. € aus. Das kleine Segment der „sonstigen Holzwaren“ (dies sind Holzveredelung sowie Kork-, Flecht- und Korbwaren) verzeichnete einen Umsatzrückgang um 39,1 Prozent auf rund 240 Mio. €. Positiv entwickelten sich Pinsel und Bürsten mit plus 12,2 Prozent auf 430 Mio. €.

Stark positiven Einfluss auf das gute Halbjahresergebnis haben die erfreulichen Zahlen der Möbelbranche. Die Erlöse der Möbelhersteller lagen im ersten Halbjahr mit einem Plus von 4,9 Prozent auf 8,9 Mrd. € spürbar über dem Niveau des Vorjahreszeitraums und über den Erwartungen unserer Industrie noch zu Jahresbeginn. Die Möbelhersteller sind die mitarbeiter- und umsatzstärkste Einzelbranche der Holzindustrie.

Unser gesamter Industriezweig ist überwiegend im ländlichen Raum angesiedelt. Mit ihren mittelständischen Strukturen tragen unsere Unternehmen zur Vitalität ländlicher Gebiete bei. Damit tragen sie eine hohe demographische und politische Verantwortung, denn etwa 90 Prozent der Fläche Deutschlands sind ländlich geprägt. Unsere Unternehmen sind genau dort bedeutende Arbeitgeber. Die Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Industrieproduktion sind aber längst noch nicht überall gegeben. Auch die stark handwerklich geprägte Holzindustrie wird zunehmend auf die Möglichkeiten der Digitalisierung angewiesen sein. Mangelhafte IT-Infrastruktur benachteiligt aber derzeit noch stark - auch und insbesondere im internationalen Wettbewerb. Wir fordern die Politik daher auf, den Breitbandausbau in strukturschwachen Gebieten deutlich zu forcieren.

Für das zweite Halbjahr 2016 sehen wir weiterhin positive Rahmenbedingungen. Die Wirtschaftsforschungsinstitute gehen von einer Fortsetzung des „moderaten Aufschwungs“ in Deutschland aus. Zinsen und Arbeitslosigkeit bleiben niedrig. Wir glauben allerdings, dass sich die Entwicklung unserer Branchen deutlich verlangsamen wird. So zeigen sich Verbraucher und Unternehmer durch den eingeläuteten Brexit und die zahlreichen Krisenherde rund um den Globus zunehmend verunsichert. Die Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung in Europa und in Deutschland gehen zurück. Mehrere renommierte Wirtschaftsinstitute haben die Prognose zum diesjährigen Bruttoinlandsprodukt in Deutschland bereits leicht gesenkt.

Dies entspricht auch der Wahrnehmung der Unternehmen. Der aktuelle ifo Konjunkturtest lässt in den Betrieben der Holzindustrie erkennen, dass die momentane Geschäftslage zwar überaus positiv eingeschätzt wird. Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate gehen hingegen Monat für Monat zurück; im August landete der Erwartungsindikator sogar erstmals im bisherigen Jahresverlauf unter null. Besonders bemerkenswert - und ein Indikator für eine bestenfalls verhalten positive Entwicklung - ist, dass auch die Beurteilung der Auslandsaufträge im August bei null angelangt ist.

Für das Gesamtjahr 2016 gehen wir deshalb von einem Umsatzwachstum für die gesamte Holzindustrie von rund 3 Prozent aus.

Weitere Infos:
Ursula Geismann
u.geismann@holzindustrie.de

2. Ansprechpartner
Fabian Tews
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