Bundes-Gütegemeinschaft Montagebau und Fertighäuser e.V. (BMF)
Stahlsystembauweise: Alternative zum Massivbau
04.09.2015
Bad Honnef. Architekten und Bauherren, die sowohl einen optischen als auch einen funktionalen Anspruch an Häuser stellen, denken selten gleich an die Stahlsystembauweise. In den Augen vieler ist diese zwar maximal von Funktionalität, nicht aber von optischer Attraktivität gezeichnet. „Dabei trifft dies gerade bei der Modulbauweise nicht zu, da diese eine gute Alternative oder Ergänzung zur konventionellen Massivbauweise ist und viele Vorteile für Architekten und Bauherren mit sich bringt“, weiß Antje Wagner, Prüfstellenleiterin der Bundes-Gütegemeinschaft Montagebau und Fertighäuser e.V. (BMF)
Unter dem Begriff „Stahlsystembauweise“ versteht man vorgefertigte Raumzellen in Stahlausführung, welche auf der Baustelle innerhalb kürzester Zeit zu ganzen Gebäudekomplexen zusammengesetzt werden können. Dabei haben die Raumzellen gewisse Standard-Abmessungen in puncto Länge, Breite und Höhe. „Die Grundlage der Konstruktion einer jeden Raumzelle bildet ein freitragender, verschweißter, dreidimensionaler Stahlrahmen“, erklärt Wagner. Die Wände, Decken, Böden und Dächer werden in Trockenbauweise erstellt. Als Beplankung dienen Holzwerkstoff-, Gips- und Gipsfaserplatten. Die verwendeten Dämmstoffe sorgen für eine energetische Optimierung der Raumzelle. Diese Raumzellen können in zwei verschiedenen Bauarten, zum einen in der Modulbauweise und zum anderen in der Containerbauweise, gefertigt sein.
Modulbauweise – Leichte Bauweise zeigt ungemeine Flexibilität
Modulbauten sind als dauerhafte Lösung ausgelegt und sollen als Alternative zu den Massivbauten verstanden werden. Im städtebaulichen Kontext können sie auch zur Aufstockung von Bestandsgebäuden eingesetzt werden. Durch die leichte Bauart wird die Statik des Bestandsgebäudes nicht so sehr beansprucht wie bei einer Aufstockung in konventioneller Massivbauweise. Dennoch geht der architektonische Anspruch hierbei nicht verloren. Dank der unterschiedlichen Rastermaße ergibt sich eine Vielzahl an Möglichkeiten, die sich in der Architektur wiederspiegeln können. Die Gestaltung der Außenwände lässt ebenfalls viel Spielraum zu: es können sowohl Putzfassaden mit Wärmedämmverbundsystem und Holzvertäfelungen als auch Vorhangfassaden aus Aluminium oder Stahl zur Anwendung kommen. Genauso wie andere Bauweisen unterliegen Gebäude in der Modulbauweise der Energieeinsparverordnung (EnEV2014/2016), was zu Folge hat, dass auch regenerative Technologien wie Photovoltaik oder Geothermie durchaus eine Rolle spielen können.
Containerbauten – kostengünstige, temporäre Lösung
Beim Containerbau geht es dagegen eher darum, eine schnelle, flexible, temporäre Raumlösung anzubieten, die als Ausweichmöglichkeit, beispielsweise während einer Bestandsgebäudesanierung eingesetzt wird. Gerade beim Umbau von öffentlichen Gebäuden, Schulen, Kindergärten oder Krankenhäusern stellt dieses System eine zuverlässige und hilfreiche Option dar. Hierbei lassen sich bis zu drei Geschosse aufeinander stellen. Die Nutzungsanforderungen an den Containerbau ergeben dessen Grundriss. Die Raumgrößen können mittels flexibler Wandsysteme einfach umgestaltet werden. Die sichtbare Rahmenkonstruktion mit Lochfenstern und die Blechfassade rückt durch ihre minimalistische, schlichte Bauart zunehmend bei Architekten in den Fokus, da ein wirtschaftlicher Vorteil durch die Demontierbarkeit und Rückgabe von Containerbauten geboten wird. Die damit einhergehende Flexibilität haben Unternehmen und Kommunen bereits für sich entdeckt. Die Bandbreite der Ausführungen solcher Raumzellen reicht vom einfachen Baucontainer bis hin zum wärmegedämmten Containerbau. Auch die Außenmaße bei Containerbauten sind meist explizit auf einen problemlosen Transport ausgelegt, so dass keine speziellen Tieflader nötig sind, die Sondergenehmigungen für den Straßenverkehr benötigen. Die Mobilität der Container soll durch und durch erhalten bleiben.
In puncto Qualitätssicherung versprechen unter anderem werkseigene Produktionskontrollen der BMF-Mitgliedsunternehmen eine hohe Produktqualität. Regelmäßige Überwachungen durch die BMF-Prüfstelle stellen zudem die Einhaltung der Anforderungen des RAL-Gütezeichens „Stahlsystembauweise“ sicher. „Das ist ein entscheidendes Qualitätsmerkmal des Containerbaus sowie der Stahlsystembauweise insgesamt. Mobilität ist in unserer heutigen, flexiblen Gesellschaft immer wichtiger. Die Stahlsystembauweise bietet Architekten und Bauherren hochmoderne Lösungen an“, schließt Wagner. BMF/RS
Bild 1:
Ein Deckenträger wird mit Außenstützen verschweißt. Foto: BMF/Alho
Bild 2:
Ein Modulbau wird in einem Gebäudeteil eingesetzt. Foto: BMF/Alho
Bild 3:
RAL-Stahlsystembau-Logo Foto: BMF
Über die BMF:
Die BMF mit Sitz in Bad Honnef ist eine RAL-Gütegemeinschaft mit zurzeit 130 Mitgliedern. Sie verleiht die RAL-Gütezeichen „Holzhausbau“ RAL-GZ 422, „Stahlsystembauweise“ RAL-GZ 613 und „Mobile Raumsysteme“ RAL-GZ 619. Zusätzlich ist sie für den Bereich Holzhausbau als Überwachungs- und Zertifizierungsstelle nach den Landesbauordnungen für Holztafelelemente und Nagelplattenbinder und notifizierte Stelle nach Bauproduktenverordnung Nr. 305/2011 für die Bauprodukte Nagelplattenbinder und Bauholz für tragende Zwecke im System 2+ und für Bausätze aus Holz im System 1 tätig. Im Auftrag der Gütegemeinschaft Fertigkeller überwacht die BMF zudem die Qualitätsstandards zum RAL-GZ 518 „Fertigkeller“.
Mehr Informationen:
Bundes-Gütegemeinschaft Montagebau und Fertighäuser e.V.
D-53604 Bad Honnef
www.guetesicherung-bau.de