Bad Honnef. Während Ein- und Zweifamilienhäuser in Fertigbauweise bereits eine lange Tradition haben, sind industriell vorgefertigte, teils sogar mehrgeschossige Zweck- und Gewerbebauten erst seit Kurzem im Kommen. Einer der Pioniere ist der unterfränkische Fertighaus-Hersteller Wolf-Haus GmbH. Beinahe vor der eigenen Haustür in Burkardroth errichtet das Familienunternehmen aktuell sein fünftes Pflegeheim.
Man merkt schnell, dass Bernhard Wolf, Geschäftsführer bei der Wolf-Haus GmbH aus Burkhardrot-Gefäll, weiß wovon er spricht: Brandschutz, Schallschutz, Barrierefreiheit und Fluchtwege seien nur einige der zahlreichen Herausforderungen, denen sich der Fertighaus-Hersteller seit seinem ersten Großprojekt in Fertigbauweise, einem Neun-Familienhaus in Magdeburg im Jahr 2006, stellen muss. „Wir mussten lernen, dass ein solches Bauvorhaben ganz andere Anforderungen mit sich bringt als ein Ein- oder Zweifamilienhaus“, sagt Wolf. Rund neun Jahre später meistert Wolf-Haus zwei bis drei derartige Großprojekte pro Jahr, die damit eine wichtige Umsatzgröße des Unternehmens bilden. Selbst vor den strengen Vorgaben beim Bau von Senioren- und Pflegeheimen, wie der Heimmindestbauverordnung, schrecken Wolf und seine rund 120 Mitarbeiter nicht zurück. „Wir haben uns einen umfassenden Erfahrungsschatz erarbeitet und teilweise mit Fortbildungen wie Brandschutzseminaren nachgeholfen, um den hohen Anforderungen vor allem auch beim Objektbau für soziale Einrichtungen und das Gesundheitswesen gerecht zu werden“, erklärt Vertriebsleiter Frank Stanger. „Bei dem Ergebnis muss der Mensch im Mittelpunkt stehen“, fügt Wolf hinzu.
Dienstleistungen bis ins letzte Detail
Derzeit errichtet der Fertighaus-Hersteller sein nunmehr fünftes Pflegeheim auf einem 6.000 Quadratmeter großen Areal in Burkardroth. Für eine erhabene Ebene, von der aus die künftigen Heimbewohner einen traumhaften Blick auf die bayrische Rhön haben, wurden Anfang April dieses Jahres zunächst 18.000 Tonnen Schotter aufgefüllt. Es folgten wärmedämmender Glasschotter und die Bodenplatte. „Just in time“ wurden anschließend Wände und Decken im nahe gelegenen Werk vorproduziert und ohne zwischenzulagern verladen und binnen weniger Tage abschnittsweise auf der Baustelle montiert. Gebaut wurde dann teilweise zeitgleich in fünf Abschnitten: Los ging es mit einer angegliederten Arztpraxis, es folgten die sogenannte „lebendige Mitte“, in der die Bewohner gemeinsame Koch- und Aufenthaltsmöglichkeiten haben und schließlich die drei Flügel des Pflegeheims. Mitte Juli steht der komplette Rohbau. Bis zur Eröffnung am 27. September 2015 sollen alle Arbeiten im Innenausbau und an der Außenanlage abgeschlossen sein. „Wir übergeben das Pflegeheim löffelfertig an den Betreiber. Bei einem solchen Projekt macht es Sinn, wenn man jedes Detail bis zum Schluss durchplant und schließlich auch ausführt“, schildert Wolf.
Bei der baulichen Planung und Ausführung des Pflegeheims galt es, die verschiedenen Anforderungen an ein solches von Beginn an zu berücksichtigen. So kamen beispielsweise bei der Konstruktion von Wänden, Decken und Dächern Materialien mit erhöhten Brandschutz- und Schallschutzeigenschaften zum Einsatz, wie etwa Steinwolle und Gipsfaserplatten. Aus den Ergebnissen eigener Schallmessungen schloss das Unternehmen auf eine partiell erhöhte Lautstärke. Um dieser zu entgegnen, wurden spezielle Akustikdecken eingesetzt. Bei den Anforderungen aus der Heimmindestbauverordnung musste unter anderem eine Mindestbreite der Flure von zwei Metern berücksichtigt werden, damit sich Rollstuhlfahrer sowie Senioren mit Rollatoren bequem passieren können. Außerdem wurde ein energiesparendes Beleuchtungskonzept mit Lichtkuppeln sowie Farbkonzepte erarbeitet, anhand derer sich die Bewohner orientieren können. Um das Heim herum verläuft zudem eine Induktionsschleife, die eine Rückmeldung an die Pflegekräfte gibt, sobald ein Bewohner diese verlässt. „Gerade bei Demenzpatienten helfen diese Schleifen bei einem friedvollen Miteinander, da niemand eingesperrt werden darf und möchte“, so Wolf.
Anspruch wird Wirklichkeit
In puncto Energieeffizienz wartet der Neubau neben dem Dämmschotter unter anderem mit einer Pelletheizung, Solarmodulen auf dem Dach und einer Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung auf. Die Lüftungsanlage verhindert zudem unangenehme Gerüche in Zimmern und Fluren. Dank des erreichten Energiestandards des KfW-Effizienzhauses 40 profitiert der Bauherr von dem KfW-Förderprogramm und dem damit verbundenen Tilgungszuschuss der Kreditanstalt in Höhe von 5.000 Euro für jeden der 36 Pflegeplätze, also insgesamt 180.000 Euro. Die ersten 12 Bewohner ziehen bereits zum 1. Oktober 2015 in den Gebäudeflügel A ein. Bis es soweit ist, sind insbesondere Michael Raab (Projektsteuerung) und Manfred Heinrich (Bauleitung) noch umfangreich gefordert, wie Wolf und Stanger hervorheben. „Bei so einem Großprojekt ist es natürlich umso wichtiger, dass alle Rädchen bis zum Schluss ineinandergreifen. Entsprechend bedeutsam sind die Projektsteuerung und die Bauleitung“, sagt Stanger. Bernhard Wolf ergänzt: „Dafür ist auch schon beim zünftig bayrischen Richtfest Mitte Juli die Freude über den fertigen Rohbau umso ausgelassener. Alle kommen zusammen und feiern, was sie bislang gemeinsam erreicht haben. Das gibt allen ein gutes Gefühl und neue Motivation für die Fertigstellung.“ Den Richtspruch überlässt Wolf Bauleiter Manfred Heinrich. BDF/FT
Bild 1:
Das neue Pflegeheim im unterfränkischen Burkardroth umfasst drei Flügel und eine „lebendige Mitte“. Auf der linken Seite ist eine Arztpraxis angegliedert. Inzwischen ist der Rohbau fertiggestellt. Foto: BDF
Bild 2:
In Bad Bocklet hat Wolf-Haus bereits ein Seniorenheim errichtet. Es ist Teil des dortigen Gesundheitszentrums, dem weitere Zweckbauten in Fertigbauweise angehören. Foto: BDF
Bild 3:
Geschäftsführer Bernhard Wolf (r.) und Vertriebsleiter Frank Stanger von Wolf-Haus. Foto: BDF
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