Richtig Lüften ist kein Hexenwerk
Verband Fenster + Fassade11.12.2014
Frankfurt. Zeitgemäße Fenster trotzen Wind und Wetter sehr zuverlässig, halten die Wärme im Raum und helfen so, teure Heizenergie zu sparen. Von diesen Vorteilen in Sachen Energieeffizienz und Komfort konnte früher allerdings noch keine Rede sein. Alte Verglasungen und schiefe Fensterrahmen lassen auch im Haus erahnen, wie das Wetter draußen gerade ist und „lüften“ die Wohnung den ganzen Tag lang unkontrolliert. Gegen Zug und Kälte kommen im Winter viele Heizungsanlagen nur schlecht an und müssen im Dauerbetrieb auf vollen Touren laufen. „Moderne Fenster und Türen sind viel dichter und damit besser – allerdings muss das Lüftungsverhalten daran angepasst werden“, erklärt der Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade (VFF), Ulrich Tschorn.
Wir halten uns gute 90 Prozent unserer Zeit in geschlossenen Räumen auf, daher ist ein frisches, gesundes Raumklima besonders wichtig. Und richtig Lüften geht eigentlich ganz einfach. Wenn gerade für die Familie gekocht wurde, die Dusche längere Zeit lief, ein Aquarium im Raum steht oder Neubaufeuchte vorhanden ist, aber auch dann, wenn sich mehrere Personen gleichzeitig in der Wohnung aufhalten, dann sollte die schlechte und gegebenenfalls feuchte Luft durch frische, trockenere Luft ersetzt werden. Das ist gesund, fördert die Hygiene und unterbindet mögliche Feuchteschäden. „Der Fachmann spricht dabei von einer kontrollierten und bedarfsgerechten Lüftung“, erklärt Tschorn. „Man sollte also dann lüften, wenn es nötig ist und auch nur so lange wie nötig. Helfen kann hier neben dem persönlichen Empfinden ein Hygrometer. Ab einer Luftfeuchte von mehr als 60 Prozent muss gelüftet werden.“ Lüftungsarten gibt es viele – vom klassischen Lüften per Hand über im oder am Fenster verbaute Lüftungsvorrichtungen bis hin zu automatisierten Elementen.
Viele Lüftungsarten führen zum Ziel
Beim Lüften per Hand gilt: Kurz und stark Lüften ist immer besser als zurückhaltend und stundenlang. „Besser man öffnet die Fenster für bis zu zehn Minuten ganz weit – auf gegenüberliegenden Seiten der Wohnung beziehungsweise in verschiedenen Stockwerken inklusive der möglicherweise vorhandenen Dachfenster“, so Tschorn. Denn dann steigt die warme und verbrauchte Luft durch den natürlichen Kamineffekt nach oben, das Lüften erledigt sich ganz natürlich – schnell und effektiv. Dabei sollten die vorhandenen Gardinen und Vorhänge zur Seite gezogen werden. Von stundenlang gekippten Fenstern rät er ausdrücklich ab: „Vor allem im Winter kühlen dadurch die Räume viel zu sehr aus und es kann Feuchtigkeit im Bereich der Laibung – also zwischen dem Fenster und dem Mauerwerk – entstehen. Außerdem ist es schwer und vor allem teuer, den Wohnraum wieder auf angenehme Temperaturen zu bringen“, erklärt der VFF-Geschäftsführer.
Wichtig zu wissen: Die aus der aktuellen Energieeinsparverordnung resultierenden „dichten“ Gebäude erfordern eine nutzerunabhängige Lüftung zum Feuchteschutz. Das gilt auch für den Bereich der energetischen Modernisierung. Dazu können Fenster und Fenstertüren in Neubauten mit integrierten Fensterlüftern versehen werden. Sie stellen eine nutzerunabhängige Lüftung zum Feuchteschutz sicher und verhindern bei längerer Abwesenheit der Bewohner wirksam etwaige Feuchteschäden. „Die Fensterlüfter können nachgerüstet werden oder sind in neue Fenster integriert. Sie können unauffällig über, unter oder seitlich am Fenster und im Fensterprofil angebracht sein und sorgen so ganz von selbst für eine permanente, stressfreie Belüftung von Haus und Wohnung“, erklärt Tschorn. „Bei Anwesenheit des Hausbewohners muss dann natürlich noch zusätzlich bei Bedarf gelüftet werden – zum Beispiel dann, wenn eine hohe Luftfeuchtigkeit in den Räumen auftritt oder die Raumluft schlicht nicht gut ist, weil das Essen anbrannte“, erklärt Tschorn.
Noch leichter geht das Lüften mit automatisierten Elementen beziehungsweise Steuerungen: „Diese öffnen je nach Bedarf Fenster und Fenstertüren und regeln – je nach Typ – auch die Heizung herunter. Sensoren messen zuvor die Raumtemperatur, die Luftfeuchte, ungesunde Ausdünstungen oder auch den CO2-Gehalt der Raumluft. Außerdem können auch die Sonnenintensität, die Windverhältnisse und aufkommender Regen sensorisch erfasst und so die Lüftung optimal gesteuert werden“, erklärt Tschorn. Für Privathaushalte besonders geeignet sind Fensterlüfter mit oder ohne Wärmerückgewinnung in Verbindung mit einer Sensorik, die im Fenster, am Fenster unten, seitlich oder oben angebracht ist. Noch einen Schritt weiter gehen von vielen Fensterfachbetrieben angebotene Raumluftfühler, die auf zusätzliche flüchtige organische Verbindungen beziehungsweise Gase (VOCs) reagieren können. „Die verbrauchte, ungesunde Luft kann also von Fenstern wahlweise mechanisch oder automatisch selbstständig gegen frische, gesunde Luft ausgetauscht werden. In den meisten Fällen sind solche praktischen Alltagshilfen nachrüstbar – Fachbetriebe geben gerne Auskunft über die Möglichkeiten“, schließt Tschorn. VFF/DS
Der Expertenrat:
„Beim Lüften per Hand gilt folgende Faustregel: Beträgt die Außentemperatur unter 0 Grad Celsius sollten die Fenster nur für 5 Minuten geöffnet werden. Bei 0 bis 10 Grad sind rund 10 Minuten ausreichend und bei mehr als 10 Grad können die Fenster für rund 15 Minuten geöffnet werden.“
Bild 1:
Perfekte Raumluft zu jeder Tageszeit. Foto: VFF/HAUTAU GmbH
Bild 2:
Nach dem Duschen immer Lüften. Foto: VFF/VELUX Deutschland GmbH
Weitere Informationen zum Thema Lüften:
www.fensterratgeber.de.