Umsatz der Holzindustrie stieg im 1. Halbjahr um 3,9 %
Nachlassende Dynamik im weiteren Jahresverlauf
Exportquote steigt auf knapp 26 %
Die Branchenentwicklung im ersten Halbjahr 2014 kann sich durchaus sehen lassen: Die gesamte deutsche Holzindustrie verzeichnete im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein deutliches Umsatzwachstum von 3,9 Prozent auf 16,4 Mrd. € (15,8 Mrd. €). Dabei war die Lage im vergangenen Jahr alles andere als rosig. Im Gesamtjahr 2013 schrumpfte der Umsatz der Branche noch um 1,7 Prozent auf 32,2 Mrd. €.
Der Umsatz im Holzgewerbe – dieses umfasst die Holzindustrie ohne die Möbelindustrie – legte im ersten Halbjahr 2014 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 noch kräftiger um 6,6 Prozent auf 7,8 Mrd. € zu. Die Branche zählt dabei lediglich 5 Betriebe (-1,4 Prozent) weniger als zum Ende des 1. Halbjahres 2013. Dabei konnte die Beschäftigung im Holzgewerbe mit 57.408 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Durchschnitt der ersten sechs Monate des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahr konstant gehalten werden.
Die einzelnen Segmente des deutschen Holzgewerbes entwickelten sich im ersten Halbjahr 2014 unterschiedlich. Die Sägewerke verzeichneten ein Umsatzplus von 6,9 Prozent auf 2,2 Mrd. €, wobei bereits im 2. Quartal die Entwicklung deutlich nachließ und der gute Zuwachswert die tatsächliche Lage schönt. Im Juni ist der Umsatz der deutschen Sägeindustrie sogar hinter das Vorjahresergebnis zurückgefallen. Das größte Segment des Holzgewerbes – die Holzwerkstoffindustrie – verzeichnete einen noch deutlicheren Umsatzanstieg um 7,5 Prozent auf über 2,4 Mrd. €, wobei auch hier rohstoffbedingte Preisanhebungen eine wesentliche Rolle gespielt haben.
Die Parkettindustrie entwickelte sich im ersten Halbjahr als einziges Segment des Holzgewerbes negativ. Die deutschen Parketthersteller mussten einen Umsatzeinbruch um 5,3 Prozent auf rund 150 Mio. € verkraften. Dieser ist auf die rückläufige Produktionsentwicklung im Inland und auf den steigenden Importdruck zurückzuführen. Nach der internen Produktionserhebung des Verbandes der Deutschen Parkettindustrie reduzierte sich die in Deutschland produzierte Parkettmenge im ersten Halbjahr um 7,8 Prozent auf rund 5 Mio. m².
Das zweitgrößte Segment des Holzgewerbes, der sogenannte „baunahe Bereich“, umfasst die Hersteller von Fertighäusern, Fenstern, Türen, Treppen und anderen Bauelementen. Diese profitieren weiterhin von der stabilen Baukonjunktur und den historisch niedrigen Zinsen, wenngleich die Zahl der Baugenehmigungen im Berichtszeitraum minimal rückläufig war. Insgesamt konnten die Erlöse im baunahen Bereich im ersten Halbjahr 2014 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 um 4,9 Prozent auf knapp 2,4 Mrd. € gesteigert werden.
Die Bauaktivitäten haben für die deutsche Holzwirtschaft naturgemäß eine besondere Bedeutung. Viele Unternehmen profitieren direkt oder indirekt von den insgesamt steigenden Bauzahlen. Während nur die Baugenehmigungen im Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern im Jahresverlauf leicht nachgelassen haben, sind der Mehrfamilienhausbau und auch die Sanierung und Modernisierung von Bestandsgebäuden sehr dynamische Wachstumsfelder. So stieg die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen in Mehrfamilienhäuser im ersten Halbjahr um 12,8 Prozent und die Genehmigungen für Sanierungen im Bestand um 5,1 Prozent. Bezogen auf die sanierte Wohnfläche konnte sogar ein Plus von 10,7 Prozent im ersten Halbjahr erzielt werden.
Es fließt also derzeit sehr viel Geld in Wohnungsbau und Sanierung, was den Verkauf von Bauelementen entsprechend ankurbelt. So melden auch die Fenster-Hersteller ein anhaltend gutes Geschäft und gehen bis zum Jahresende von einem weiteren Mengenwachstum aus. Mit knapp 14 Millionen Fenstereinheiten, die für 2014 erwartet werden spiegeln sich ein Mengenwachstum von 4,7 Prozent und die wachsende Bedeutung der energetischen Sanierung. Angesichts der jüngsten Zinsentscheidung der EZB werden wir auf die vielfach angekündigte Zinswende weiter warten. Dies leitet weiterhin die Anlageentscheidung in den Immobiliensektor, wovon unsere Branche profitieren dürfte.
Die Zahl der genehmigten Ein- und Zweifamilienhäuser sank von Januar bis Juni 2014 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geringfügig um 0,9 Prozent auf 49.311 Häuser. Dennoch sind die Fertighaushersteller laut einer Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau bis Frühjahr 2015 mit Aufträgen ausgelastet. Der Marktanteil lag zur Jahresmitte bei 15,5 Prozent bei 7.626 genehmigten Häusern.
Die Holzverpackungen erfreuen sich aktuell stabil hoher Nachfrage. Die Hersteller von Paletten, Trommeln und Holzverpackungen konnten von Januar bis Juni 2014 einen überdurchschnittlich hohen Umsatzanstieg von 10,4 Prozent auf knapp 360 Mio. € vermelden. Nach Einschätzung des Holzverpackungsbereichs ist das gute Umsatzplus im ersten Halbjahr in erster Linie auf die steigenden Exportaktivitäten der deutschen Wirtschaft zurückzuführen. Hier ist es zu einer starken mengenmäßigen Nachfrage nach Paletten und Verpackungen gekommen, wobei dieses Mengengeschäft vielfach über den Preis erkauft werden musste. Angesichts der weltweiten Krisen ist der Ausblick der Teilbranche für das zweite Halbjahr jedoch etwas zurückhaltender und es ist nicht damit zu rechnen, das eine zweistellige Umsatzentwicklung über das gesamte Jahr erzielt werden kann.
Auch die kleinste Sparte Holzveredelung sowie Kork-, Flecht- und Korbwaren verzeichnete einen überdurchschnittlichen Umsatzanstieg um 12,1 auf rund 340 Mio. €.
Der deutliche Umsatzanstieg im Holzgewerbe ist vor allem auf die Nachfragebelebung auf den Auslandsmärkten zurückzuführen. Während die Umsatzsteigerung im Inland im ersten Halbjahr 2014 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lediglich 5,7 Prozent betrug, stiegen die Auslandsumsätze um 9,2 Prozent. Vor allem die Überwindung der Wachstumsschwäche auf wichtigen europäischen Märkten trug zu einem Anstieg der Exportquote auf 25,9 Prozent bei. Im Gesamtjahr 2013 lag die Exportquote noch bei 24,9 Prozent.
Die bislang positive Branchenentwicklung findet vor dem Hintergrund der zunehmenden Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Konjunkturaussichten statt. Nach einem BIP-Wachstum um 0,8 Prozent im ersten Quartal 2014 ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt bereits im zweiten Quartal um 0,2 Prozent geschrumpft. Das von den meisten Konjunkturforschern noch im Frühjahr vorausgesagte BIP-Wachstum von 1,8 bis 2 Prozent im Gesamtjahr 2014 wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr erreicht. Angesichts der zahlreichen Krisen in Europa und im Nahen Osten, der Wachstumsschwäche in der Euro-Zone und der zunehmenden Unsicherheit bei den Unternehmen und bei den Verbrauchern ist ein weiteres Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal nicht ausgeschlossen.
Bei näherer Betrachtung der Umsatzentwicklung in der deutschen Holzindustrie fällt die nachlassende Dynamik auf. War die gesamte Holzindustrie im ersten Quartal 2014 noch um 6 Prozent gewachsen, so betrug das Wachstum im zweiten Quartal 2014 nur noch 1,9 Prozent. Im Holzgewerbe schrumpfte das Wachstum von 10,4 Prozent im ersten Quartal auf 3,2 Prozent im zweiten Quartal. Unter den geschilderten Voraussetzungen gehen wir von einer weiteren Verlangsamung des Branchenwachstums im zweiten Halbjahr 2014 aus. Im Holzgewerbe dürfte der Umsatz im zweiten Halbjahr – auch aufgrund der guten Vergleichsbasis im zweiten Halbjahr 2013 – stagnieren, das Umsatzplus dürfte sich für das Gesamtjahr 2014 somit zwischen drei und vier Prozent bewegen. Aufgrund der unterdurchschnittlichen Umsatzentwicklung in der Möbelindustrie (+1,6 Prozent im 1. Halbjahr) prognostizieren wir für die deutsche Holzindustrie insgesamt ein Umsatzwachstum von 1 bis 2 Prozent im Gesamtjahr 2014.