Herr Professor Schäfer, Was bewegt Ihre Mitgliedsunternehmen aktuell besonders?
Es sind unheimlich bewegende Monate und Jahre – für die Unternehmen im BDF, aber sicher auch für alle anderen Branchen. Gefühlt kommt die Welt seit der Corona-Pandemie überhaupt nicht mehr zur Ruhe, sondern wird von immer neuen Herausforderungen heimgesucht. Eine solche ist natürlich auch die Baukrise, in der wir uns in Deutschland seit etwa drei Jahren befinden. Der Neubau ist zwischenzeitlich beinahe zum Erliegen gekommen – jetzt hoffen wir, dass es mit der neuen Bundesregierung endlich wieder spürbar aufwärts geht und wir wieder mehr Familien einen passenden Weg ins Eigenheim bieten können.
Bei Fertighäusern denkt man unwillkürlich an Einfamilienhäuser. Gibt es weitere Gebäudeklassen, die vorgefertigt gebaut werden könnten?
Das moderne, zukunftsweisende Einfamilienhaus ist seit Jahrzehnten unser Kerngeschäft. Allerdings ist der Eigenheim-Markt in den vergangenen drei Jahren deutlich geschrumpft, sodass der Holz-Fertigbau zunehmend auch andere Gebäudegrößen, insbesondere der Gebäudeklasse 3, in den Blick genommen und realisiert hat. Der Holz-Fertigbau ist Vorreiter für nachhaltiges serielles Bauen und kann seine Erfahrung und Expertise aus dem Ein- und Zweifamilienhausbau sehr gut auch für große Wohnungs- und Objektbauten, bei der innerstädtischen Nachverdichtung und bei der Quartiersentwicklung einbringen. Überall dort ergeben sich Kosten- und Planungs-, aber auch Qualitätsvorteile durch das serielle Bauen mit vorgefertigten Bauteilen. Hinzu kommt der große Mehrwert, den unsere Unternehmen durch den klimafreundlichen Baustoff Holz bieten und zum Wohle eines zukunftssicheren Gebäudebestands einbringen.
Welche politischen Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht notwendig, um das vorgefertigte Bauen in Deutschland weiter zu stärken?
Wir sind überzeugt, dass ein entschlossener politischer Impuls für das Bauen insgesamt gut für die wirtschaftliche und soziale Zukunft Deutschlands ist. Dazu gehören Steuererleichterungen für selbst genutzten Wohnraum, die Ausweisung von neuem Bauland oder auch der Bürokratieabbau und schnellere Genehmigungsverfahren. Mit Blick auf das serielle Bauen ist es zudem dringend erforderlich, das Baurecht anzupassen: So lange in jedem Bundesland unterschiedlich gebaut und genehmigt werden darf, bleiben viele Einsparpotenziale des vorgefertigten Bauens auf der Strecke. Und das gilt für das Einfamilienhaus ebenso wie für große Wohnungs- und Objektbauten in serieller Holz-Fertigbauweise.
Es braucht ein Bündel an Maßnahmen und endlich wieder verlässliche Rahmenbedingungen für Bauherren, aber auch für die Bauwirtschaft, damit der Traum von den eigenen vier Wänden wieder für mehr hart arbeitende Menschen in unserem Land greifbar und Realität wird; damit Fachkräfte, die schon jetzt immer weniger werden, in nicht noch größerer Zahl der Baubranche dauerhaft den Rücken kehren; damit Baugenehmigungs- und Baufertigstellungszahlen wieder ansteigen; und damit wir zukunftstaugliche Wohnungen und Infrastruktur für jetzige und kommende Generationen bereitstellen